Montag, 26. Januar 2009

Ich bin wieder hier – in meinem Revier

Wie soll ich anfangen – soviel Zeit ist vergangen seit ich Spitzbergen im Juli 2007 tränenreich verlassen habe. Jedenfalls konnte ich danach nicht wieder in Mainz weiter studieren, dann hätte ich irgendwie nichts aus der ganzen Sache oben gelernt. Der Weg führte also nach Oslo – und der Weg war lang und beschwerlich. Die deutsche Demokratie kann einem aber noch so viele Steine, manchmal auch Felsbrocken, in den Weg legen – aufhalten kann sie einen Reisenden aber nicht!
Im August begann also dann mein erster Term in Oslo. Allerdings fällt hier einem auch nicht einfach alles in die Hände und so traf ich auf meinen alten Feind: die Physik. Das Problem an der Physik ist, dass sie auf sagenumwobene Weise mit der Mathematik angebandelt hat und, wenn man in beidem nur sagen wir mal „ voll ausreichende Grundkurskenntnisse“ hat, ist das schon mal nicht so berauschend. Quasi nach der Einführungsstunde stand ich vor dem Scherbenhaufen, der Vergangenheit heißt. Dank tapferem Lesen und noch viel tapfereren Rettungsversuchen von Tobias konnte der Gegner in dieser Schlacht aber niedergerungen worden. Täglich war ich in dieser Zeit irgendwo zwischen ’Ich hab’s endlich verstanden’ und ‚Ich versteh gar nichts mehr’…
Ich glaube ich habe im gesamten Term für meine 3 Kurse intensiver, effektiver und krasser gelernt als für die gravierende Mehrzahl meiner gesamten Kurse in Mainz! Man kann das jetzt negativ Mainz gegenüber sehen oder positiv gegenüber Oslo. Wahrscheinlich ist es aber einfach so, dass man natürlich wesentlich motivierter an etwas arbeitet, wenn man weiß wofür oder warum man es tut und ein Ziel vor Augen hat.
Der Vorteil an Oslo ist auch (von den schönen Norwegerinnen mal abgesehen), dass es ganz zufällig natürlich den Weg nach Spitzbergen extrem verkürzt und das nicht nur rein geographisch. Und so konnte ich das verwirklichen, warum ich eigentlich nach Oslo gekommen bin – den praktischen Teil meiner Masterarbeit auf Spitzbergen zu machen. Lawinen interessieren oder besser begeistern mich ja auch nicht erst seit gestern und so war ein passendes Thema schnell gefunden. Irgendwie schließt sich hier ein kleiner Kreis, denn Max, den ich im Dezember `07 beim Lawinenwarndienst in Innsbruck kennen gelernt und heiß gemacht hab auf Spitzbergen, ist jetzt ‚ganz zufällig’ mit Uli (den ich auch noch aus Spitzbergen kenn) für das Lawinenprojekt im Kühlschrank verantwortlich… Naja, hinzu kommt noch, dass meine Master-Supervisorin auch Verantwortliche für einen meiner Kurse die ich in Spitzbergen gemacht hatte, war, in dem ich - natürlich auch ganz zufällig - schon ein dreiwöchiges Lawinenprojekt hatte…die Welt ist halt doch ein Kaff!
Nach dem Semester in Oslo hab ich mich mal schöne zwei von meinen vier Wochen Heimaturlaub mit der Grippe ins Bettchen verzogen, worunter nicht nur meine Laune, sondern auch Olis und meine Powderträume derbe gelitten haben…
Den Weg zurück nach Oslo wurde dann mit dem ‚Luigi’ Golf vom Dödel gemeistert und vorher noch mal schön alles massiv eingekauft, was das Herz so in Norwegen vermisst. Erster Stopp Hamburg – Johannes, Anniken und Pia drücken, zweiter Stopp am Aldi auf Fehmarn – Wurst essen. Jungs, lass euch vom verlockenden Wurststand nicht blenden, die können sooft sie wollen ‚Beste Wurst der Welt’ draufschreiben wie sie wollen – die Wurst wird dadurch nicht besser, Weiße Haie darf man immer noch nicht mit der Angel fangen und wenn man von Norwegen nach Norden fährt kommt man nicht in die Antarktis (Soviel zur netten Unterhaltung mit dem Herrn Wurstverkäufer). Wesentlich aufregender als die beste Wurst der Welt war allerdings der dritte Stopp, die Insel Mön in Dänemark mit nördlich am Festland anschließender Steilküste Stevens Klint. Vierter Stopp, Schweden, Kaltwasserbadeanstalt anschauen, Kaffe fassen und schon sind Tobias und ich nach drei Tagen im Luigi in Oslo vorgefahren. Die Kehrseite meiner zweieinhalb Tage in Oslo war, dass nach dem Auspacken es fast direkt wieder zum Packen kommen musste, was mir ohne weibliche Unterstützung unheimlich schwer fiel. An der Ehre gepackt habe ich diese immens hohe Hürde aber souverän genommen.
Am Freitag hieß es dann schon wieder – kaum hat man mal dreimal im selben Bettchen gepennt – aufbrechen. Nach Norden – nach Spitzbergen! Hier bin ich also wieder. 18 Monate später hat sich hier einiges verändert – es ist wieder mal dunkel geworden im Kühlschrank. Trotzdem hatte ich eben beim Weg hoch zu meiner neuen Unterkunft (Brakke 3) irgendwie nicht das Gefühl gehabt, wirklich weg gewesen zu sein…

Morgen hoffe ich auch Internet zu bekommen, den ersten Bloggeintrag hochzuladen, zu schreiben was alles in meinen ersten zwei Spitzbergentagen passiert ist und warum man unbedingt eine Eskimorolle beherrschen sollte…
Obwohl ich eher auf Grönemeyer steh, will ich mit wahren Worten von Marius Müller Westernhagen schließen:

Ich bin wieder hier, in meinem Revier,
war nie wirklich weg, hab’ mich nur versteckt…

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