Mittwoch, 28. Januar 2009

Alles wie immer und doch anders

Als ich am Freitag ziemlich überrumpelt nach vier Stunden Flug und Schlaf in Spitzbergen in die neue Ankommenshalle trat, war es da. Dieses komische Gefühl in der Magengegend -irgendwie riesige Freude, dass ich wieder hier bin, dass es endlich wieder los geht und doch trotzdem es ganz anders sein wird. Symbolisch dafür steht die neue Ankunftshalle – sie ist wie die alte noch auf Spitzbergen und wahrscheinlich immer noch die einzige Flughafenhalle auf der Welt, wo man nicht sehr komisch angeschaut wird, wenn man sie mit einem Gewehr auf dem Rücken betritt, oder mit einem Helm und Gesichtsmaske! Trotzdem ist es etwas anderes als das alte 10 m² Zimmer in dem man plötzlich stand und das Gepäck irgendwie auch…
Gewöhnen musste ich mich auch erstmal dran, jetzt nicht in meine alte Heimat Brakke 13 zu laufen, sondern ein wenig vorher links abzubiegen – Brakke 3. Nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, aber zum einen meckere ich hier auf sehr hohem Niveau, zum andren war ich jenes von der alten Behausung gewohnt. Freitagabend bin ich gleich mal zum traditionellen Friday Gathering gelatscht und das gleiche hier – irgendwie ist es schon das gleiche, aber halt nicht dasselbe wie früher… Gefühle und Eindrücke verbindet man eben doch mit Leuten. Ein paar bekannte Gesichter hab ich aber doch noch getroffen. Ohne richtig angekommen zu sein, bin ich Samstag mit Max und seinen Homies mit Scootern zur gar hübschen Cabin Kapp Lilla aufgebrochen. Auch wenn’s dunkel war, es ist doch so schön das alles wieder sehen und erleben zu können. Ein wirkliches Zeitgefühl will in einer kleinen Hütte im großen Dunkeln nicht aufkommen und so haben wir geschlagene sieben Stunden Uno gespielt, nur vom kurzen Essen unterbrochen. Sieben Stunden mögen sich sehr lange anhören, waren an Gemütlichkeit kaum zu übertreffen. Allerdings wurde uns allen bös mitgespielt, denn nach 30 Runden wurde in Führung liegend Max beim Falschspielen erwischt…
Nach der grandiosen Uno-Session ging ich, kaum zurück am Sonntag in Longyearbyen, zum nächsten Exrem-Sport-Ereigniss: Kajak-Polo. Ok, Polo ist das auf den Pferden und Kajak das Ding aufm Wasser. Allwöchentlicher Treffpunkt ist das örtliche Multifunktions-Erlebnisbad, was durchaus auch für das traditionelle Weihnachtschwimmen mal in Betracht gezogen werden sollte. Naja, in das praktische Becken kommen dann 10 blaue Kajaks mit 10 wackeren Kajakfahren drin mit, 10 Spritzschutzen und 10 Schwimmwesten mit Nummern drauf ausgestattet– halt, ich vergaß die 10 Rugbyhelme und den 1 Plastikball. Im Prinzip geht es darum, den Ball auf der gegnerischen Seite durch ein in der Luft hängendes Tor zu werfen. Wie das Wort Kajak-Polo schon beschreibt, ist es bei dieser regionalen Sportart von elementarem Vorteil, wenn man auch Kajak fahren kann. Und da fängts an: Zuerst hat man ein langes Paddel in der Hand, wessen Blätter verdreht sind, aber das ist wohl Absicht. So muss man eine Hand festhalten beim Paddeln und die andere mitdrehen…soweit die Theorie. Allein der Einstieg in das Loch im Kajak ist reichlich unbequem, aber so lang man noch am Beckenrand ruht, stellt das kein Problem da. Die Probleme vergrößern sich, wenn man im Becken rumfahren will und das gehört zum Spiel halt dazu. Habe ich schon erwähnt, dass ich in meinem ganzen Leben vielleicht eine halbe Stunde mal in einem Kajak gesessen hab? Im ersten Spiel war ich mehr mit mir, dem Paddel und vor allem dem Kajak beschäftigt und hatte den Ball eher zufällig für geschätzte drei Sekunden. Im zweiten Spiel passierte das Unausweichliche, ich bin gekentert. Die Pros drehen sich mit einer eleganten Eskimorolle wieder nach oben, schütteln den Helm einmal und weiter geht’s. Naja – hat nicht ganz so geklappt mit der Rolle und auch nicht mit dem Eleganten und ich musste kopfunter aus dem Ding austauchen…hört sich schrecklich an, ists aber gar net. Das ganze Spiel ist eine Mordsgaudi und ich denk, wenn ich mal irgendwann Kajak fahren kann mach ich auch mal ein Tor! Bis dahin überlege ich mir auch noch, wie ich im Kajak sitzend den entsprechenden Klose-Gedächtnis-Salto zelebriere…
Montag stand ganz im Zeichen des Internets und der Eingewöhnung. Internetzugang in meinem Office musste her – ja ein eigenes Office, so was bekommt man hier, mit eigenem Computer!!! Die Arbeit soll ja auch am Effektivsten in einer netten Arbeitsatmosphäre sein, hab ich gehört…
Heute, Dienstag, waren alle UNIS Master-Studenten bei einem Lawinen-Training. Kleine Theorieeinführung von Ulli und Max und dann gings den ganzen Tag auf Scootern raus in das von CRYOSLOPE untersuchte Gebiet. Richtige und somit effektive Verschüttetensuche muss eben geübt werden. Wieder einmal wird man erinnert wie scheiße es ist, ohne Lawinenbeeper unterwegs zu sein. Die verbuddelten Testobjekte ohne Beeper haben wir beim Sondieren erst nach einer Ewigkeit gefunden. Da muss schon viel Glück dabei sein, wenn man so einen noch rechtzeitig findet. Viel besser ist es da halt immer noch gar nicht erst von einer Lawine verschüttet zu werden! Zur Entspannung am Abend kam mir dann das grandiose und meisterliche 5:1 der Bayern ganz recht! Gefehlt hätte nur noch das Feierabendbier, aber davor hat ja der Spitzbergencheffe die Alkoholkarte gestellt, die ich noch nicht hab…Ersatzweise kam dann der Marokkanischer Minztee, grüner Tee mit natürlichen Minzblättern in marokkanischer Tradition auf den Tisch. Die Aufschrift „Tea is rich in Antioxidants“ hab ich jetzt einfach mal positiv bewertet…
Morgen geht die Woche weiter (ach was) und ich freu mich wie ein Dackel auf sein Frolic was die nächsten Tage alles bringen werden. Zumindest will ich morgen oder übermorgen mal nach der Uni ne kleine Fotosession einlegen – mal sehen wie das wird.
Und weil ich grad noch hier bin, Papa, Gratulerer med dagen!!!

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