Donnerstag, 25. März 2010

Der innere Kreis

Auch wenn ich noch nicht viele Ninja Filme gesehen habe (Beverly Hills Ninja – Die Kampfwurst), so ist es doch immer ein besonderer Moment, wenn schließlich der Aspirant seinen Orden in Form einer Medaille erhält. Dadurch wird er in den Ninja-Orden aufgenommen, er ist im inneren Kreis angekommen. Meist kommt er zur Zeremonie in einen abgedunkelten Raum, vielleicht brennt das ein oder andere Räucherfässchen und links und rechts sind große Messingschalen angebracht. Irgendwie sind die Wände oft mit dunkelrotem Samt verkleidet. Aufgebart auf einem kleinen Podest in der Mitte des Raumes liegt dann die heiß ersehnte Auszeichnung.

Gestern Morgen war nirgends roter Samt zu sehen als ich in mein Büro kam, das Licht war auch nicht abgedunkelt und es gab weder Räucherfässer noch riesige Messingschalen. Doch als ich zu meinem Schreibtisch kam (ich hätte gemächlich und ehrwürdig schreiten sollen) lag sie da, meine Medaille, meine Eintrittskarte in den inneren Kreis. Spektakulär vor der Tastatur aufgebahrt lag ein kleiner Spiralblock mit vorbedruckten Blättern zur Schneeprofilaufnahme und zur Aufnahme von Lawinen, im österreichischen Fachjargon ‚Büchle’ genannt. Daneben, in dezenten schwarz gehalten, das ‚Täschle’, eine kleine Tasche mit Reißverschluss, in der alle möglichen Kleinteile für die Schneeprofilaufnahme verstaut sind – Lupe, Rasterplatte, Thermometer, Meter und Pinsel. Ehrfürchtig strich ich über meinen Orden und versprach dem großen österreichischen Sensei ein treuer Ninja zu sein…

Mittwoch, 24. März 2010

Noch mehr Bilder...



...vom Tempelfjorden, Eskerfossen und einer Skitour zum Bingtoppen bei
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Dienstag, 23. März 2010

Kinderrutschbahn und die letzte Wurst von Spitzbergen


Ich muss einiges nachholen, packen wirs an: Wie so oft will ich mit dem letzten Wochenende starten. Die Sonne kehrte endlich nach einem langen, dunklen und mitunter auch recht kühlem Winter auch in die Stadt zurück. Wenn etwas anfängt, hört ja meistens auch etwas auf, und wenn etwas aufhört, ist es meist mit Abschied verbunden. Obwohl ja von sich aus recht dunkel, hat die Zeit ohne Sonne wirklich etwas besonderes. Vielleicht weil ich nie die ganze Polarnacht hier oben war, aber für mich hat die Zeit der Dunkelheit in keinem Fall etwas Bedrückendes. Eher ist es eine spannende Zeit, alles sieht ja im Dunkeln mit ein wenig romantischer Phantasie zumindest ein wenig mystisch aus.


Naja, zurück zur Sonnenwoche. Warum auch immer nutzen die Leute hier die Rückkehr der Sonne als Vorwand eine spektakuläre Art von Seifenkisten-Rennen auf Schlitten zu veranstalten. Ganz Longyearbyen fährt auf Scootern auf die gegenüberliegende Seite des Fjordes und veranstaltet eine lustige Party, bei der sich jeder irgendwie selbst feiert. Jung und Alt kommen zusammen und zelebrieren das Hier und Jetzt. Unglaublich wie viele Scooter es in der kleinen Stadt gibt. Zwei unendlich lange Schlangen ordentlich nebeneinander geparkter Scooter schmücken die Hangseite. Fast hat es den Anschein einer Art Ausfahrt – klar, nicht nur die kleinen Jungs im Stimmbruch wollen ein wenig Eindruck schinden. Jeder Scooter, der zu diesem Zeitpunkt in Longyearbyen verbleibt, ist wohl nicht mehr fahrtüchtig.

Der Hauptevent besteht darin auf irgendwelchen Schlitten im Team den Hang runter zu rutschen, was dann vom örtlichen Komitee unter der fachmännischen Leitung des Priesters bewertet und geehrt wird. Schlitten kann in diesem Fall alles bedeuten, was irgendwie den Anschein erweckt auf irgendeine Art und Weise den Hang auch runter zu kommen. Grundsätzlich kann man von zwei Arten Schlitten unterscheiden: Die erste Gruppe hat die unabhängige Zeitwertung im Auge, was sich deutlich an der ausgeklügelten Bauweise mancher Schlitten widerspiegelt. Die zweite Gruppe schielt mit einem Auge eher auf die so genannte Fiasko Bewertung und wurde wahrscheinlich in der Mehrzahl unter dem Genuss von gekühltem Dosenbier in der Vornacht irgendwie zusammen geschustert. Das olympische Motte ‚Dabei sein ist alles’ trifft hier zu, denn letztlich gibt es nur Gewinner.


Was bei jedem etablierten Dorffest der Bierstand mit Schwenkbratensteaks ist, ist hier oben in Ermangelung guten Bieres und in noch bitterer Ermangelung geilen Steaks, ein kleiner Grill ohne Stand, dafür aber mit norwegischen Qualitätswürstchen (Güteklasse A), heißem Kakao aus Thermoboxen und einem improvisierten Stand mit frischen Pfannkuchen an einer Hütte. Als ich mich endlich nach dem Rennen beim Grill ohne Stand der Schlange anschloss, ahnte ich schon böses. Der Grill war nur noch halb belegt, und es wurden keine neuen Qualitätswürstchen mehr aufgelegt. Je näher ich dem Grill kam, desto wenige Würstchen blieben übrig – Panik! Hat man sich einmal dazu durchgerungen die norwegischen Qualitätswürstchen zu essen, will man nach dem Anstehen natürlich auch eine bekommen. Vom Heißhunger gepackt, stellte ich mich mit dem Wunsch nach 3 Würstchen an. Im laufe der Wartezeit schärften sich meine Sinne und ich reduzierte auf zwei. Als ich schließlich an der Reihe war und an dem kleinen Grill ohne Stand ankam, lagen insgesamt nur noch zwei verlassene einsame Würstchen auf dem Rost, was nach Abzug einer für meine Mitbewohnerin noch eine ganze norwegische Qualitätswurst für mich bedeutete. Hinzu kam, dass die Brötchen bereits ausgegangen waren, sodass mein erbärmliches letztes Würstchen auch noch pur auf einer dünnen Serviette landete. Aber ich will nicht klagen, es war ein besonderes Erlebnis die letzte Wurst gegessen zu haben und sie war mit Sicherheit besser als die erste…



Am nächsten Tag wurde mir bewusst, wie langweilig teilweise doch die deutsche Sprache ist, wirklich jetzt. In Österreich gibt’s Redewendung, da liegt man aufm Boden, Gesicht nach unten und will sich trotzdem noch auf die Schenkel klopfen. Max hatte seine Schwester und zwei Freundinnen zu Besuch was mir als Wissbegierigen die fabulöse Möglichkeit eröffnete eine Unmenge österreichischer Mundarten kennen zu lernen. Gepaart wurde die gar lustre Völkerverständigung mit einem feinen Tripp zum Tempelfjorden. Grundsätzlich läuft im Tempelfjorden auch immer mal der ein oder andere Bär durch die Gegend – Hoffnung - jedoch zeigte sich wieder mal, dass der Dödel immer noch abends dagegen betet… Schad für die Besucher, ich hab mich schon fast mit der verzwickten Situation abgefunden. Der Tripp war davon abgesehen aber von der feinen Sorte mit bestem Wetter. Tempelfjorden ist wirklich eine wunderschöne Gegend, auch wenn es ziemlich zum Touristen Mekka mutiert ist, was zur Folge hat, dass jährlich als Attraktion sogar ein Segelschiff im Fjord eingefroren wird. Auf dem Rückweg fuhren wir noch in Eskerfossen vorbei, einem kurzen, recht schmalen Tal, das in einem gefrorenen Wasserfall endet.


Abschließen will ich mit einem kleinen Vertrauensbeweis. Nachdem mein neuer ABS Rucksack ja bereits bei der erstbesten Gelegenheit unfreiwillig und nicht zufrieden stellend getestet wurde, wurde mir von ABS eine zweite Testpatrone hochgeschickt. Da mir niemand sagen konnte, ob es eventuell für das System doch zu kalt hier ist, blieb nichts andres übrig als den Rucksack den haben Tag mal in der Kälte stehen zu lassen um ihn danach zu testen. Der Test funktionierte ohne Probleme, was mein Vertrauen in die Technik wieder ein wenig hergestellt hat. Jetzt wart ich nur noch auf meine neue CO2 Kartusche und dann kann es wieder losgehen. Bis dahin hat mein Knie auch aufgehört weh zu tun und dann gemma steil.

Lieber Opa, ich will nur nochmal dezent darauf hinweisen, dass ich nicht nur Ski oder ‚Schneefahrzeug’ fahre. Ich mach auch was für meine Arbeit…ehrlich!



Freitag, 12. März 2010

Bilder Bilder Bilder

Hab die Bilder vom Wochenende mit dem Fotomenschen hochgeladen sowie ein paar von der Skitour zum Hjortfjellet...zumindest bevor meine Pechsträhne begann... Enjoy!

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Montag, 8. März 2010

Arctic Babysitting und eine komische Woche

Letztes Wochenende, also das Wochenende vor dem jetzigen - quasi das vorletzte Wochenende…so jetzt geht’s los: An jenem besagtem Wochenende hatte sich hoher Besuch in Form eines professionellen französischen Fotografen angekündigt. Da der gute Mensch keine Lust auf halbtägige Sicherheitsausbildung inklusive Schießtraining hatte, suchte er jemanden, der zumindest weiß, wo vorne und hinten beim Gewehr ist, womit ich ins Spiel komme.

Statt den angekündigten 2,3 h Aufpasser sein, wurden nach kurzem hin und her geemaile ein ganzes Wochenende, was mir natürlich nicht nur wegen der Bezahlung voll entgegen kam. Es ist zwar für mich schwer vorstellbar, aber es ist immer wieder lustig andere Leute hier oben zu erleben, die eben gar keinen Bezug zu Spitzbergen haben. So kam der nette Mann schließlich mit feiner Jeans, glatten Lederschühchen und dünnem Sommerjäcken an. Braucht man soviel Outdoorerfahrung um einschätzen zu können, dass -15°C kälter als das heimatliche +10°C ist?! Weil er dann doch vielleicht eine Art Vorahnung hatte, hat er sich wirklich noch eine Gesichtsmaske gekauft, immerhin. Auf meine Frage hin was er denn noch an anderen richtigen Klamotten dabei hätte, sagte er vollkommen überzeugt, dass wir ja nur ein paar Stunden draußen bleiben würden heute… Erster Stop am Scooterausleih und Thermooverall, Scooterboots und Maske für die Tage gemietet.

Nach einigem hin und her haben wir dann doch feststellen müssen, dass eigentlich für seine kurze Zeit und die speziellen Ansprüche was das Licht betrifft nur Locations in und um Longyearbyen herum in Frage kommen, da wir diese bei Bedarf halt auch ein zweites und drittes Mal bei anderem Licht besuchen können. Im Großen und Ganzen hab ich die Tage einiges gelernt und allein die Erfahrung einem professionellen Fotografen über die Schulter gucken zu können waren ne feine Sache. Zudem konnte ich weil er mit ein paar wichtigen Leuten geschnakkt hat auch ma hoch zu SvalSat! Lustige Kleinigkeit, zur Prüfung ob irgendein Objekt ein interessantes Foto abgeben könnte, hat er immer mit der rechten Hand zwischen Daumen und Zeigerfinger eine Art Viereck geformt und da durch geschaut – und das unter Umständen sogar wenn er auch am Autofahren war!

Die letzte Woche war dann irgendwie von Pleiten, Pech und Pannen geprägt. Fast jeden Tag waren wir auf Skitour und fast jeden Tag ist (mir) irgendwas passiert: An der Südseite vom Hjortfjellet flog mir wirklich im feinen Hang einfach mein Ski aus der Bindung. Ok, zugegebener Maßen war ich da selbst dran schuld, weil ich schon die Tage zuvor gemerkt hatte, dass der Skischuh zuviel Spiel hat, aber ney natürlich verzockt und dann passiert so was natürlich schon mal. Wäre ja weiterhin nicht so tragisch gewesen, wenn sich beim Sturz nicht auch noch der zweite Ski davon gemacht hätte, die Stöcke sowieso irgendwo gelandet wären und ich so ziemlich allein gelassen im steilen und harten Hang einfach nicht bremsen konnte. Zu guter letzt hat sich dann auch noch mein ABS Rucksack aufgeblasen, was nach der verkackten Spur natürlich noch die Krönung war. Ein bisschen unbefriedigend war zudem, dass die beiden Airbags sich zudem nur etwa zur Hälfte aufgeblasen haben…mal sehen was da rauskommt, eine neue Testpatrone ist auf dem Weg hier hoch, die dann hoffentlich unser Vertrauen wieder bestätigt.

Bei wirklich stabilen Schneebedingungen war neben Hjortfjellet natürlich auch noch die ein oder andere Spur ein muss, welche man vom Ort aus sehen kann. Am viel zu frühen Morgen konnten wir recht hübsch im Couloir überm Friedhof ein paar Spuren hinterlassen, noch ohne weitern Zwischenfall, was mir eigentlich hätte zu denken geben sollen. Am Abend war bereits beim Aufstieg zum Sukkertoppen über der örtlichen Einkaufspassage das Pech auf unsere Seite zurückgekehrt, was sich deutlich an einigen derben Abfratzern auf dem eisglatten Hang zeigte. Irgendwann muss ich mir wirklich mal Steigeisen kaufen… Bei der Abfahrt Richtung Ort habe ich dann wohl alles Pech von uns dreien gepachtet gehabt und fädelte mit einem Ski in ein kleines herumliegendes Knäuel alten Stahlseils ein – wieder recht spektakulärer Sturz, Line verkackt, Tag gelaufen.

Der Freitag bildete dann einen passenden Abschluss einer ereignisreichen Woche: Vormittags holte ich mir bei Fieldwork mitm Scooter auf dem Longyearbreen einen netten Frostbite auf dem Nasenhöcker - was irgendwie eher nach Nase zu tief in die Kakaotassen gesteckt aussieht – und abends waren dann nochmal lecker drei Fingerkuppen an beiden Händen dran… Nichts schlimmes Mama, nichts ist schwarz und es wird mir auch nichts abfallen, aber irgendwie passte es zur Woche. Ein bisschen zufrieden und doch erstaunt durfte ich heute (Montag) feststellen, dass das Pech wohl noch mit Kater vom Wochenende kämpft und noch nicht wieder auf den Beinen ist. Wie wärs mal mit Glück…eine wunderschöne Woche steht bevor!


Montag, 1. März 2010

Anderen Leuten beim Arbeiten zusehen


Vor ein paar Tagen habe ich Ulli in der alten Schreinerei mal ein wenig über die Schulter geschaut...

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Hasse ma ‘n Euro

Kleine schöne Gute Nacht Geschichte aus der heilen Welt hier oben: Vor ein paar Tagen durfte ich Zeuge einer wunderschönen kurzen Unterhaltung an der Supermarktkasse werden, die einfach alles über das Leben hier sagt. Kommt ein Mann in den einzigen Supermarkt der Insel, geht zu den Einkaufswagen und greift ein wenig unbeholfen in seinen Taschen der fetten Daunenjacke umher. Als nach nochmaligem Gucken immer noch nichts aus den Taschen kommen will, wandert sein Blick zur kleinen freundlichen Kassiererin. Mein Norwegisch ist zwar recht bescheiden, aber zumindest kann ich schon soviel verstehen, dass ich mit Sicherheit feststellen kann, dass jene Kassiererin mich immer ganz freundlich nach meiner Kundenkarte fragt. Egal, der Mann geht zur freundlichen Frau, lacht kurz und erklärt ihr seine Situation. Nochmal deutet er auf die kurze Reihe Einkaufswagen und beide lachen ein wenig. Dann passiert das in anderen Orten unvorstellbare – die Frau Kassiererin, sie ist wirklich sehr freundlich, öffnet ihr Kasse und reicht ihm die benötigten 10 Kronen. Erleichtert streckt er die Hand aus und macht sich lächeln auf den Weg zu den Einkaufswägen. Wenn er seinen Einkauf beendet hat, wird er die 10 Kronen zurückgeben, die freundliche Kassiererin weiß das und lächelt nochmal…