Donnerstag, 21. Mai 2009

11 Freunde müsst ihr sein…

Da ich die letzten vier Tage erfolgreich zu meiner Kamera hochgedappt bin, um zu erfahren dass die Aufnahmen erfolglos waren, habe ich neue Freunde gefunden: Rentiere. Die treuen Begleiter des Nikolaus geleiteten mich ab Anfang des Plateaus zu meiner Kamera – Dienstag wurde ich sogar schon auf dem Larsbreen in Empfang genommen und von dort aus über das Plateau geführt. Waren es am ersten Tag noch vier Tierchen, war sich einer am zweiten Tag wohl unsicher – jedenfalls verzichtete er auf den kleinen Spaziergang. Vielleicht ist er auch nur zum Rest seiner Rentierfamilie getippelt, denn gestern waren es schon sechs, inklusive einem kleinen Kälbchen, was sich aber schon wacker an die Hufe ihrer Eltern hängte.

Heute musste ich meine neuen Freunde allerdings enttäuschen, einige Artikel wollten von mir gelesen werden. Dafür hab ich allerdings für morgen Max und Ulli zum gemeinsamen Rentier-Treffen auf dem Gletscher eingeladen. Nebenbei hoffe ich das langsam lästige Kameraproblem zu lösen.


Montag (noch bevor an anderen Orten die Sonne aufgeht) fliege ich für acht Tage zu einer Exkursion nach Schottland. Vier Uhr morgens Spitzbergen (Wind), acht Uhr Oslo (Sonne), sieben Uhr abends Schottland (Regen) – die Frisur sitzt…

Neben abwechslungshalber mal wieder gutem Bier freue ich mich besonders viele Ort jetzt mit anderen Augen angucken zu können. In Schottland ist auch irgendwann in einem kleinen Zelt auf einer kleinen Parkplatzwiese die Entscheidung gefallen, ich sollte Geologie studieren – Alternativen waren damals noch die grandiose Ausbildung zum Fischer und noch das Geographiestudium. Wie auch immer, danach war ich ja noch ein paar Mal dort, aber jetzt werd ich endlich erfahren, warum Schottland so aussieht wie es eben aussieht. Lustig wird auch bestimmt zu sehen, dass am ersten Tag abends die Sonne ja wieder untergeht, was aber leider den faden Beigeschmack hat, dass wenn ich eine Woche später wieder in Spitzbergen bin, ich wohl vergebens darauf warten werde.



Mittwoch, 20. Mai 2009

Rosenmontagsumzug ohne Määnzer

Was wäre der Rosenmontagsumzug ohne Määnzer – wahrscheinlich so verloren wie Fassenacht ohne ‘Hellau’! Nur was macht man wenn zuwenig Leute da sind und man aber trotzdem seinen Umzug machen will? Vor diesem Problem stehen die Einwohner Spitzbergens jedes Jahr am 17. Mai – dem Nationalfeiertag. Im ganzen Land finden Paraden statt, besonders in Oslo ist die ganze Stadt unterwegs um den Marsch zu verfolgen. Doch wir sind hier ja nicht in Oslo – ergo gibt’s auch nicht so viele Leute. Was also tun? Den Jungs in Spitzbergen ist irgendwann eingefallen – wir laufen einfach alle und niemand guckt zu! Also macht sich wirklich am Morgen des 17. Mai das ganze Kaff auf (angeführt von meinem Homie Sysselmann und dem riesigen Polizeicheffe) und dreht eine kleine Runde. Da quasi keine Leute außer ein paar Spätaufstehern oder Touristen an der Seite stehen, bleibt nichts anderes übrig als sich selbst zu feiern und anzufeuern. Dazu kam noch, dass am Vorabend der norwegische Wuschelkopp mit der Geige den Songcontest gewonnen hat, was eh zu Ausnahmestimmung sorgte. Irgendjemand trieb noch für den Marsch ne Fiedel auf und repräsentierte so den Eine-Frau-Musikcorp. Da halb UNIS von Klaettermusen eingekleidet wird, brauchts nichts mehr als Verkleidung. Große UNIS-Fahne davor und unser Beitrag steht. Statt Weck, Woscht un Woi betreibt man den Marsch hier sehr asketisch (nur frische Luft) und vertröstet sich anschließend in der örtlichen Turnhalle mit bitterem ultraschwarzem Kaffe und dem süßesten Kuchen, den ich seit langem gegessen hab. Nicht zu vergessen sind natürlich die legendären norwegischen Qualitäts-Hotdogs in weichen Gummibrötchen. Wenn man dann genug Kaffe getrunken hat, nicht mehr wirklich Hunger auf Hotdogs hat und auch an den Kuchen nicht mehr denken will, geht man nach Hause und genießt den Tag. Der 17. Mai war auch für mich ein besonderer Tag, denn ich konnte meine recht lange Liste an spektakulären Mitfahrgelegenheiten in Spitzbergen um eine Rarität erweitern, nämlich den Bus, der offiziell die Blaskapelle zur Spitzbergen-Kirch fährt. Es ist zwar der gleiche Bus, der auch zum Flughafen fährt und natürlich auch derselbe Busfahrer mit Traditions-Trucker-Schnauzer, aber der Anlass ist ein anderer und das zählt. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der schwarze Hammer, der hier rumfährt und ich könnt das Projekt „Spektakuläre Mitfahrgelegenheiten in Spitzbergen“ erfolgreich abschließen. Krönend wär natürlich auch noch der gepimte Arctic Truck vom Roten Kreuz der alles kann. Wir werden sehen – ich bleib dran!


Seit ein paar Tagen streift ein kleiner weißer Polarfuchs durch Nybyen. In irgendwelchen Ecken findet er wohl immer was, auch wenn es wohl nicht immer die delikaten Überreste der sich langsam steigernden Grillsaison sind. Irgendwie hat der schlaue Fuchs gelernt, dass wohl die Studenten nicht böse zu ihm sind und da wo die sind er auch vielleicht noch was zwischen die Kiefer bekommt (hammer Deutsch, aber Füchse ticken wohl einfacher…). Die Studenten wiederum erfreuen sich im Gegenzug am possierlichen Fuchs, den man ja auch nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Im Grunde ists also eine der viel zitierten win-win-Situationen: Der Fuchs hat was zu essen und wir haben schöne Bilder.


Apropos Bilder, ein mieses Thema im Moment: Meine andere Kamera, die bis jetzt sehr zuverlässig brav ihre Bilder nach ihren Möglichkeiten gemacht hat, meinte plötzlich 14 Tage in Urlaub zu verreisen und auf die Bilder zu verzichten. Leicht geschockt habe ich zuhause die Memory-Card mehrfach in meinen Laptop gesteckt, in der Hoffnung, dass doch noch was drauf ist – aber Fehlanzeige. Na toll, grad jetzt wo was direkt vor der Kamera passiert, funktioniert das olle Ding nicht. Das Problem am Kamera-Problem ist, dass man (oder eher ich) nur nach dem Ausschlussverfahren arbeiten kann und ich zum checken immer anderthalb Stunden nach oben muss. Gut ich darf nachher ja auch auf Skiern abfahren. Aber langsam dürfte das Ding doch mal wieder ausm Urlaub zurückkommen. Das Ausschlussverfahren funktioniert in etwa so: hochdappen – Einstellungen überprüfen - Chip gegen neuen auswechseln – einen Tag warten – dann wieder hoch – den Chip mit nachhause nehmen – gucken obs was aufgenommen hat. Sollte das nicht vom Erfolg gewürdigt werden, alles von vorne – ‚Gehe zurück zu Start, ziehe nicht 4000 Euro ein’.
Da ich mal langsam das Ding wieder zu laufen bringen muss, mach ich mich jetzt mal wieder hoch…


Noch was Kleines nachträglich zum Geburtstag:

Freitag, 15. Mai 2009

Grüsse aus der Heimat


Heute Mittag haben mich endlich Grüße aus der geliebten Heimat erreicht. Während in Schland die Grillsaison langsam aber sicher auf Hochtouren kommt, nur von kleinen Regenschauern gebremst, setzt hier langsam aber derbe die Zeit der Schneeschmelze ein. Plötzlich gings ganz schnell – vor zwei Wochen hatten wir noch -10°C und dann bum 0°C, Wolken, mist Sicht und der weiße Glanz geht dahin. Was eben noch glitzernd in der Sonne lag, bekommt langsam aber sicher einen braunen, fast dreckigen Touch. Irgendwas Trauriges hat es schon: Die Scootersaison kommt zum Erliegen und (schlimmer für mich) die Zeiten des feinen Powderns sind wohl auch passé. Aber ich will hier ja mal nicht auf die Tränendrüse drücken, im Slush zu surfen ist ja auch nicht übel, ganz im Gegenteil. Trotzdem bin ich nicht der Einzige, der sich -10°C zurückwünscht - auch wenn man das schlecht erklären kann.

Die letzten Tage stand Fieldwork ganz oben auf der To-Do-Liste, also raus in den Schnee – buddeln, sägen, klopfen – Kleines-Buben-Herz, was willst du mehr. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, bin ich jetzt versiert im Umgang mit der in Fachkreisen berüchtigten Ratsche und weiß was ein Schäkel ist. Die Schamesröte all derjenigen, die gerade bei Google nachgeschaut haben was es ist, sei euch verziehen – man kann ja nicht alles wissen!


Zurück zur Feldarbeit: Denke es entwickelt sich alles ganz fein, auch wenn sich Petrus bislang gegen die geplanten Flüge für Lufbildaufnahmen stellt. War es am Anfang noch die Kälte, sind es jetzt Wind, Bewölkung oder eben beides, was das Fliegen nicht möglich macht. Aber wir geben nicht auf und es wird schon noch irgendwann klappen. Was schon mal geklappt hat, ist eine recht große Wechte an einem kleinen Hang in Fardalen durchzusägen, um so einen genauen Einblick in die innere Struktur zu erhalten. Zudem konnten wir, nachdem wir das Biest schon mal aufgeschnitten hatten, abgesehen vom Rammsondenprofil noch ein normales Schnee- und Temperaturprofil machen.



Nochmal fix zu den erwähnten Heimatgrüße zurück: Heute war es soweit! Neben all den netten und durchaus nützlichen Sachen wie einer neuen SIM-Karte, Büchern und einem Kopfkissenbezug ist (Trommelwirbel) auch endlich wieder lebenswichtiger Nachschub an Grafschaftler Goldsaft ® Zuckerrübensirup auf der Insel angekommen. Einigen ist diese schönste Versuchung und die einzige Süßigkeit, zu der ich mich offenherzig bekenne, auch als Stipps bekannt. Solang ich noch regelmäßigen Nachschub bekomme, denke ich, kann ich auch noch ein bisserl hier bleiben. Das einzig wirkliche Risiko, das mit Sirup, Spitzbergen und mir verbunden ist, ist meine Esskunst. Jeder der mal mit mir gefrühstückt hat, kennt die morgendliche Anordnung auf dem Küchentisch: untendrunter Sportteil, oben rechts Kaffee und mittig der Brotteller mit dem Sirupbrot. Aus unerfindlichen Gründen tropft Sirup besonders bei hohem Butterbelag (damit es so geil goldig wird) ungemein, und - noch unerfindlicher - tropft er bei mir immer am Teller vorbei. Wenn also nach mir die Mama noch lesen will, ob jetzt 05 aufsteigt oder nicht, muss unweigerlich der Küchenschwamm her. Es hat sich herausgestellt, dass ein feuchter Schwamm der qualitativ hochwertigen Mainzer Allgemeinen Zeitung wenig bis nichts anhaben kann. Die Sache hier oben ist, dass ich keine Zeitung habe, also zwangsweise den Sportteil online am Laptop lesen muss. Ich denke die Gefahr ist offensichtlich…



Noch ein abschließender Tipp an all diejenigen, die mal vorhaben in kälteren Regionen zu verkehren. Es gibt ja dieses hochproteinhaltige Beutel-Trockenfutter was für Expeditionen oder ähnliches hergestellt wird, was man einfach mit kochendem Wasser aufgießt und 5-10 Minuten ziehen lässt. Wenn es ziemlich kalt ist, kann man den aufgerissenen und befüllten Beutel in einem fetten Scooterhandschuh verstauen um das auskühlen zu verhindern. Dabei gibt es zwei Sachen zu beachten: 1. Es ist zu empfehlen zu prüfen ob der Zippverschluss auch ordnungsgemäß verschlossen ist. 2. Nach dem Einfüllen des kochenden Wassers in den Beutel ist der Inhalt gut durchzurühren – benutzt man allerdings eine Gabel statt eines Löffels, ist besondere Vorsicht dabei geboten. Sollten Punkt 1, 2 oder sogar beide nicht genügend berücksichtigt werden, kann dies zum Auslaufen der proteinhaltigen ‚Delikatesse’ in deinen dicken Handschuh führen…



Sonntag, 10. Mai 2009

Krisensitzung, Vesuv und ein langer Samstag


Fangen wir mal mit dem Samstag an und der begann eigentlich am Freitagabend. Freitags ist ja Friday gathering (ganze Uni trifft sich am Kamin in der Uni und trinkt nicht leckeres norwegisches Bier), aber wenn draußen die Sonne scheint, die Vögel glücklich zwitschern und dazu auch noch schlechtes Wetter für den Rest des Wochenendes angesagt ist, dann ist die Versuchung, da eh kein Unterschied zwischen Tag und Nacht ist, halt jetzt einen Trip zu machen. ‚Jetzt’ oder ‚gleich’ kann bei mir ein bisschen dauern und so wurde aus ‚jetzt’ bzw. ‚gleich’ zwanzig nach zwölf, womit wir zum Samstag kommen – was eine Überleitung. Der Plan war fix mit Anders' (der heißt echt so) Scooter nach Coalsbukta zu fahren, dort ein paar alte verlassene Häuser anzugucken, einen Kaffe in der Morgensonne zu trinken, ein paar Fotos zu machen und schwups zurück. Ein kleinerer Trip kam mir eh entgegen, da ich Samstag früh - bevor das schlechte Wetter merkt, dass es kommen soll - noch zum Vesuv wollte.
Wenn man hier in Spitzbergen vor die Tür geht, geht alles solange gut bis irgendwas nicht mehr so funktioniert wie es gedacht war. Ist also immer ein recht schmaler Grad auf dem man sich befindet und meistens bleibt man auch auf jenem. Meistens…
Ein Kumpel vom Anders hatte an dem Tag noch irgendwas verändert (1. Fehler: Studenten basteln am Scoorter rum) und es danach nicht wirklich getestet (2. Fehler). Anstatt erstmal alles zu checken wollten wir dann gleich auf den Minitrip (3. Fehler) und waren alleine (4. Fehler). Es kam wie es kommen musste, wenn man den schmalen Grad verlässt: Durch zu hohe Reibung am Laufband wurde dieses zu heiß und fing zu 'schwitzen' an. Als wir nach kurzer Fahrt eine Abkühlpause einlegten, hat sich das Laufband darüber wohl so gefreut, dass es sich auf so eine Art Schiene angeschmiegt hat und es gar nicht mehr loslassen wollte – sie waren einfach zusammengeschmolzen. Da standen wir beiden Könige ohne Königreich also mitten in der Nacht alleine in einem großen Tal und der Scooter wollte oder konnte eher nicht mehr vor und nicht zurück. Was hilfts, vom Kaffetrinken repariert sich sicher nichts, also Scooter anheben (sau schwer) und der andere (passenderweise mit dem Namen Anders) versucht dann mit Schuhferse oder Gewehrkolben die sich vereinigten Teile zu trennen. Das Gewehr machte dabei die deutlich bessere Figur, in der Tat ists wahrscheinlich das erste und letzt Mal, dass ich wirklich ein Gewehr gebraucht habe. Das Anheben geht einem mit der Zeit ganz schön in die Arme, man könnte sich ja eigentlich grundsätzlich abwechseln, wenn der Andere nicht zufällig einen eingegipsten angebrochenen Arm hätte, womit Fehler 5 ins Spiel kommt. Schließlich waren alle Teile bis auf einen widerspenstigen befreit, da kam zufällig doch noch ein Scooter vorbei, der eine Art Brechstange dabei hatte. Also Ende gut alles gut, aber es hat sich mal wieder gezeigt, dass alles hier doch nicht alles so selbstverständlich einfach ist wie mit dem Auto von A nach B zu fahren. Zudem gibt’s hier nicht die Gelben Engel, die man zur Not immer anrufen kann. Zur mütterlichen Beruhigung muss ich noch darauf hinweisen, dass wir noch im Bereich mit Mobilfunkverbindung waren, in der Nähe eine kleine Hütte war und wir auch noch zusätzliche Verpflegung am Start hatten.
Zumindest hatten wir uns außerdem für unser kleines Missgeschick einen recht hübschen Platz ausgesucht – immerhin!


Nach nur bösen 4,5 h Schlaf ließ mich der unbarmherzige Wecker die Augen wieder nach vorne richten. Vor uns lag der lang gehegte Wunsch den schön geformten Vesuv zu befahren. Da irgendwie sämtliche Skiliftbetriebe nicht auf die Idee gekommen sind das aus einem kleinen Kinderschlepplift bestehende Skigebiet ‚Longyearbyen’ zu vergrößern, stand also erstmal Laufen auf dem Spielplan. Naja erstmal mussten wir ueberhaupt zum Berg, was sich recht schwierig gestaltete, da ich ja keinen Scooter hab. Auf dem Hinweg habe ich es mir dann versucht auf dem Anhängerschlitten hinter den Skiern bequem zu machen, was nicht wirklich erfolgreich war. Die Schlitten sind nicht wirklich für Personen ausgelegt, man kann sich quasi nicht richtig festhalten und dotzt auf einer Holzplatte eigentlich nur hin und her bis der Arsch weh tut und wenn man Glück hat (und der Fahrer Einsicht) sich mal 2 Minuten stehend entspannen kann. Luxus ist anders, aber ich will nicht jammern – bin ja angekommen. Da wir mit Scootern nicht direkt zum Berg kommen konnten, hatten wir eigentlich erwartet, dass der Berg als Zeichen der Freundschaft und tiefen Verbundenheit zu uns kommt, doch dem war nicht so – also mussten wir doch laufen. Da der Weg ja das Ziel sein soll (Floskel auf Floskel) und der Berg sich noch hinter einem ersten Hang und folgendem Plateau versteckt hielt, machten wir uns frohen Mutes auf den Weg. Ist ein cooles Gefühl sich seinen Weg so zum Berg zu suchen, da kaum Leute hier unterwegs sind und wir eigentlich keinen Plan hatten wo es am schlausten ist. Irgendwann kam dann diese wunderschöne Silhouette in Sicht, die dem Berg auch seinen Namen gegeben hat.


Der letzte Anstieg hoch zum Gipfel war nochmal ein wenig steiler, aber wenn man weiß wo man hin will, ist der Weg nur halb so weit. Der Gipfel belohte uns mit grandioser Aussicht und kurzzeitiger Windstille. Einen heißen Kakao schlürfen, Schoki einschmeißen und Siegerfoto, dann darf man sich die Belohnung für die schweißtreibenden Strapazen in Form einer geilen Abfahrt abholen.


Wider Erwarten war der Schnee von der feinen Sorte und so kam der ein oder andere Glücks-Jodler bei der Abfahrt über unsere Lippen. Anstatt wieder über das Plateau zurück zu laufen, folgten wir zur linken einem Bachbett, was neben vielen Steinen auch noch einen Zusatzbonushang zum Bett hinab zu bieten hatte – Schnee wieder von der edlen Sorte. Die besten Überraschungen sind doch die die man nicht erwartet und so öffnete sich plötzlich vor uns eine Art natürlicher Gewölbekeller. Keine Ahnung wie so ein natürlicher Tunnel aus geschichtetem Eis und Geröll wirklich entsteht – ich werd mich aber mal umhören. Schön wars allemal!



Nach dem wirklich gelungenen Trip stand nur noch die Rückkehr auf dem Tagesprogramm und um mein recht malträtiertes Hinterteil zu schonen wurde ich die Rückfahrt auf Skiern ins Schlepptau hinterm Scooter genommen. Wie Wasserski nur ohne Wasser – auch brutal anstrengend, aber nachdem den halben Tag die Beine dolle gearbeitet hatten, mussten die Arme zum Ausgleich nochmal dran glauben. Ergebnis: Arsch im Arsch, Arme im Arsch – Vogel müde, Gude Nacht.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Inselbewohner zur Frühlingszeit

Vor ein paar Tagen hat das Thermometer aus unerfindlichen Gründen einen derartigen Glückssprung hingelegt, dass es knapp bei 0°C stehen blieb. Das daraus folgende Ergebnis ist krass zwiegespalten: Während die einen hysterisch auf den langsam schmelzenden Schnee auf den Straßen reagieren (in der Angst die Skisaison sei bald beendet), sieht man auf der anderen Seite plötzlich Leute, die innerhalb von Stunden ihr gesamtes Outfit verändern haben. Jetzt ist Frühling – also Winterschrank zu und Frühlingsschrank auf! Statt globiger Scooterboots werden schlanke Sportschuhe getragen, der riesige Thermooverall wird durch Jeans, Polohemd & Jäckchen ersetzt und Monsterhandschuhe, Gesichtsmaske und Robbenfellmütze werden durch eine einfache Sonnenbrille ausgeglichen – und dabei ist immer noch so kalt, dass in Deutschlang niemand ohne dicke Jacke, Schal und Handschuhen den Müll raus bringen würde. Der Frühling steht vor der Haustür, aber nicht alle hier oben wollen ihn mit Narrhallamarsch hineinlassen. Zum Glück gibt’s hier noch keine BILD, sonst wär die Schlagzeile ‚Global Warming – heute geht’s los’ oder so nicht mehr fern. Die Wahrheit über den Frühling wird wie so oft im Leben irgendwo in der Mitte liegen: Weder ist es so kalt wie im Winter, trotzdem ists auch noch nicht wirklich warm. Ich denke in ein paar Wochen hat sich das ganze ein wenig eingependelt: Der Polohemdenträger (oder er ist ein zäher Kerl) wird einsehen, dass seine Zeit noch kommen wird, der traurige Skifahrer wird begreifen, dass doch noch genügend Schnee für ihn rumliegt und er das Ende der Saison noch nicht heute einläuten muss. Trotzdem ist es ein komisches Bild zu sehen wie alle Leute irgendwie merkwürdig auf die ersten einstelligen Minusgrade reagieren: Sei es, dass das kleine Café Stühle in die Sonne stellte, dass die Leute bei Kroa auf dicken Rentierfellen schon das ein oder andere Bier im ‚Biergarten’ zu sich nehmen oder aber lediglich mit einem Longsleeve unter der Jacke zum Skifahren gehen. Was aber einen Studenten, den ich von meinem Fenster aus sah geritten hat übermütig in kurzer Hose und T-Shirt über die Straße zu marschieren, kann und will ich nicht verstehen – sooo heiß ists hier jetzt auch wieder nicht, echt nicht!


Meinen zwei erfrorenen Fingern geht’s auch wieder ganz gut, vielleicht verkürzen ja die aufkommenden Frühlingsgefühle die Regenerationszeit. Siehste Mama, kannst stolz sein, pass ich immer gut auf und meine Hände werden nicht so enden wie unzählige Zehen beim Reinhold Messner…nur soviel zu beinahe alltäglichen Familienkonversationen: Bei quasi jedem Bild was ich gen Heimat schicke, kommen postwendend Fragen zurück wie ‚Hast dir wieder die Finger erfroren’, ‚Mensch, Stephan, deine Backen sehen aber rot aus – die sind doch sicher erfroren’ oder aber auch ganz hoch im Kurs ist ‚Deine Nase ist ganz rot – nicht dass dir da mal irgendwas abfriert’.


Was neben den ganzen Wettereskapaden bleibt ist die Feldarbeit. Nachdem ich mich mit der einen Kamera ausgesprochen hab und wir abgeklatscht haben, macht sie ihre tägliche Arbeit mit stoischer Ruhe und Gelassenheit. Gestern früh war ich wieder mal da, ein kleines Gespräch, ein bisschen Zuneigung zeigen und natürlich schließlich die Speicherkarte auswechseln. Das ist irgendwie immer ein komisches Gefühl – man hat zwar jetzt die neue Karte in der Hand, aber eine wirkliche Sicherheit, dass der ‚Kamerat’ (großes Wortspiel) auch brav seine Arbeit erledigt, hat man natürlich nicht. Gestern verlief aber alles zu meiner vollsten Zufriedenheit – so kanns weitergehen.

Heute ist die zweite Kamera dran, die oben direkt die Wechten an der Kante des Plateaus aufnimmt. Leider ist die Auflösung nicht so gut wie gehofft und nicht alle eingebohrten Bambusstäbe sind wirklich zu erkennen. Dann muss ich halt automatische Kamera spielen und alle paar Tage hochdappen und Detailbilder machen. Das ganze hat den positiven Beigeschmack, dass man sich einen besseren Überblick verschaffen kann und gleichzeitig noch dickere Waden bekommt. Ist quasi Bibliothek und Fitnessstudio in einem Überraschungsei – Schoki gibt’s oben als Stärkung (jaja bei Feldarbeit ess sogar ich Schokolade). Was die Schokolade betrifft ist es ganz eigenartig: Während ein Schokoriegel oder so zuhaus quasi die Anziehungskraft einer ungekochten Nudel auf mich hat, sieht das bei der Feldarbeit schon wieder anders aus. Macht also Skitour und Kälte aus einer ungekochten Nudel eine mediterrane Pastakreation – Mann weiß es nicht…


Heute Abend werden wir auch einen zweiten Versuch starten Ullis kleines geniales Flugzeug mit Kamera unten am Rumpf neben, über und unter meinen Wechten fliegen zu lassen. Nachdem der erste Versuch eher durch die beiden Abstürze als durch scharfe Luftaufnahmen glänzen konnte, bin ich jetzt jedoch recht optimistisch das Ding in der Höhe seine Kreise ziehen zu sehen. Wenn alles klappt, gibt mir das die Möglichkeit die Wechtenentwicklung zusätzlich zu den beiden Kameras auch aus der Luft zu verfolgen. Geplant sind mehrer Flugsession im Abstand einiger Wochen, also mehr Daten für den Vogel.
Abschließend noch was aus dem stets lustigen und skurrilen Kapitel ‚Familie Vogel und die Technik’: Es ist ja allseits bekannt, dass die gesamte Familie ohne mit der Wimper zu zucken in die Kategorie Technik-Legastheniker einzuordnen ist, was sich auch in mehr oder regelmäßigen Abständen immer wieder bestätigt. Angefangen von der Mechanischen Schreibmaschine, der der Papa wohl immer noch den Vorzug vor jedem Computer geben würde, dem ach-so-tollen DVD Recorder, den niemand aus der ganzen Familie bedienen kann zu dem DVD Player der ein geschlagenes Jahr bei uns rumstand, nur weil keiner in der Lage war ihn anzuschließen…ich vergas den oder die Scanner... In der neusten Folge spiele ich die Hauptrolle, einen schwarzen iPod nano mit 8 GB in der Nebenrolle. Vom Hersteller Apple wird allgemein gesagt, dass die Produkte selbsterklärend seien – um eines vorwegzunehmen: Sie sind es nicht. Jetzt hab ich diesen tollen iPod (er sieht wirklich sehr schön aus), doch kann ich ihn noch nicht richtig bedienen. Ich höre schon all die Häme, aber immerhin hab ich nach längerer Testperiode und eingängigem Studium der Bedienungsanleitung es geschafft schon das ein oder andere Lied wie gewünscht wiederzugeben!!!