Jetzt ist das passiert, wovor ich die ganze Zeit ein wenig Angst hatte und ich es immer wieder und vor allen Dingen weiter vor mir her geschoben habe: Ich musste Spitzbergen verlassen! Ich habe diese große kleine Insel in einem halben Jahr dermaßen zum knuddeln gewonnen… Trotzdem denke ich, dass es richtig ist (leider schon war) jetzt adieu zu sagen, denn Mann soll immer gehen, wenn es am schönsten ist. So viele Erfahrungen und Erlebnisse werden für immer in meinem Herzen sein, wo immer es auch gerade schlägt. Ich werde wiederkommen und das ist nicht eine dieser Floskeln, die man zum Abschied noch so gerne anhängt. Ich muss sagen, dass ich mich hier oben pudelwohl gefühlt habe, auch wenn mir klar ist, dass ich hier nicht leben könnte. Mein himmlisch hässliches Bettzeug mit Sonnenuntergängen und Palmen am Strand wartet in einer unscheinbaren grauen Sporttasche auf dem Speicher von Brakke 13 auf mich. Es ist nur ein Abschied auf Zeit…Es ist immer schwer, das Gefühl des Abschieds zu beschreiben – als ich in den Bus stieg um von einem (neu gewonnenen kleinen) zuhause in mein andres zu kommen, war es irgendein Cocktail aus totaler Leere und ganz vielen Sachen, die ich mit dem verbinde, was ich gerade verlasse; auf jeden Fall war es Trauer. Selten habe ich mich so mies gefühlt…nicht nur dem armen Italiener gegenüber, der jetzt nach so vielen gemeinsamen Monaten noch eine ganze Woche alleine seine Pasta kochen muss. Das ist auch eine der tausend Sache, die ich auf jeden Fall in guter Erinnerung behalten werde: Wenn du jemandem erzählst, dass du quasi sein halbes Jahr lang jeden Tag Nudeln gegessen hast, werden dir meist nur ein paar bemitleidende Augen entgegen gucken (vielleicht bekommste von Verwandten noch 5 Euro für was „Anständiges zu Essen“…) – aber hier ist der Unterschied, der auch mir wenn ich noch so viele Male in Italien war, nicht bewusst war: Italiener kochen keine Nudeln – sie zelebrieren sie! Und jedes Mal, wenn die fertig abgegossenen Nudeln wieder im Topf landen und formvollendet mit Olivenöl beträufelt werden, strahlt dir das Gesicht eines Künstlers entgegen, der sein Werk vollendet hat. Allein diese Erfahrung, wäre die Reise wert gewesen!
Was habe ich noch gelernt? Natürlich habe ich, da ich ja „primär“ zum studieren nach Spitzbergen bin, auch ne Menge über Geologie gelernt; wobei ‚Menge’ als Begriff bei weitem nicht ausreicht. Ich habe einen ganz neuen Einblick erhalten, in das, was ich - um ehrlich zu sein - in Mainz oft als ziemlich aussichtslos und sinnfrei betrachtete…so zu sagen habe ich meinen Horizont erweitert (sagt das nicht der Vater zu seinem kleinen Sohn in ‚Ritter aus Leidenschaft’, als er ihn auf das Floß schickt?!). Also ganz im Erst, ich denke schon, dass ich jetzt mehr Plan vom Business (eigentlich will ich ja nur bus schreiben, aber dann versteht keinen was ich sagen will…) habe. Man kann meinen Fortschritt in Wissen und auch in Zielsetzung fürs Leben durchaus und ohne mit der Wimper zu zucken mit der Industriellen Revolution oder dem Wirtschaftwunder in Deutschland gleichsetzten. Klingt krass, war es aber auch. Was hab ich in sechs Monaten quasi Nordpol noch gelernt?
Was will ich euch noch ans Herz legen? Aurora Borealis - Es gibt nichts Schöneres auf der Welt als Nordlichter! Es fehlen einem schlicht die Worte, dieses Naturspektakel angemessen zu beschreiben.
Nimm nie die 2 wenn du die 3 bekommen kannst. Just go for it!