Sonntag, 10. Juni 2007

Doping am Nordpol

Eric Zabel hat es getan (wenn auch nur eine Woche), Bjarne Riis ist damit sogar Tour-Sieger geworden, Christian Henn, Rolf Aldag, Brian Holm und Bert Dietz runden die Gruppe von Doping-Geständigen ab. Bisher – es kommt ja noch Jan Ullrich, der es aber noch nicht zugeben will. Man sieht also eine elitäre Gruppe vor sich.
Da es hier oben keine überregionale Presse, geschweige denn Presseraum, gibt, muss ich so an die Öffentlichkeit treten – stellvertretend für die meisten Jungen und Mädels hier oben: Ja, wir dopen auch! Wahrscheinlich kann EPO in dem vorliegenden Fall ausgeschlossen werden, dennoch ist das System, das dahinter steht, breit gefächert. Eine kleine Tablette hier, ein Zaubertrank dort und wieder ein kleines Pulverpäckchen hier und dort. Die Rede ist von vorsätzlichem und verstecktem Vitamin-Doping!

Angefangen hat es direkt in der ersten Woche: Unter dem Vorwand der Dunkelheit, sollte man extra Vitamine zu sich nehmen. Doch meine kleine Vitamin-C-Packung wurde nur müde belächelt – Vitamin D sei wohl das Zauberwort in der dunkeln Zeit. Also wurde noch schnell eine kleine Packung Vitamin D im örtlichen Laden erstanden. D wie dunkel und D wie Doping…Die gerissene Dopingmaffia war trotz Dunkelheit nicht müde geworden weiteres Doping unter die neuen Inselbewohner zu streuen. Kurz darauf bekam ich meine erste Milchpackung mit „extra Vitamin D“. Das neue Haar Shampoo (ohne Stiftung Warentest-Siegel…) enthielt Vitamin B5 und die Körperlotion neben dem Schleiernamen „Aloe Vera“ auch noch Q10. Q10 wurde bereits im vorletzten Jahr in einem kleinen Haus in Italien getestet und zur Hautfältchenstraffung der Augenlieder nach einer langen Nacht eingesetzt – mit glättendem Erfolg. Doch Deutschland schlief ja auch nicht und so nutzte ein Pharmazeutisches Unternehmen den mediterranen Frühling aus, um eine „Olivenöl Intensivcreme“ auf den Markt zu bringen. Der zweite Blick sieht das Kleingedruckte: mit Retinol + Vitamin E.
Bei solchen Machenschaften geraten die alltäglichen Mittelchen wie Magnesium nach dem Sport und die ALDI-Multivitamintabletten, die einem dubiose 125% der empfohlenen Tagesdosis der enthaltenen Vitamine geben sollen, fast in den Hintergrund.


Die richtigen Norweger (und ein nicht typischer Italiener) nehmen noch bevor sie morgens richtig zu atmen anfangen einen Esslöffel Tran. Soll ja gesund sein und damit sind schon einige Generationen Norweger groß geworden. Aber so was Krasses hab ich lange nicht versucht zu schlucken! Da kann ich ja gleich in einen Fisch, der schon drei Tage in der Sonne suppt beißen. Vielleicht nicht so nahrhaft, aber der Geschmack ist wohl der Selbe…um es kurz zu machen, der Tran und der Vogel wurden keine Freunde – gar keine! Um dieses Vitamin-Defizit aber wieder auszugleichen nehme ich jetzt seit ein paar Wochen erfolgreich Sana-sol aus Kindertagen. Damit ist es wohl so wie mit so vielen Sachen auf der Welt: schmeckt zwar gut, wird jedoch wohl nicht so viel helfen…aber das kotzen am Morgen fällt zumindest weg!
Der Gipfel der Betrügereien stammt wieder aus Deutschland: Bräunungscreme versteckt in Bodylotion, anzuwenden nach dem Duschgang…Als ich nach zweifacher Anwendung, neben braunen Flecken an den Händen (woher soll ich denn wissen, dass Mann sich nachher die Hände waschen soll) auch den oberen Rand der Boxershorts (bis wo ich eingecremt hatte) deutlich sehen konnte, setzte ich die suspekte Bräunungsquelle sofort wieder ab. Komm ich vielleicht weißer zurück nach Deutschelande wie ihr alle, aber in einer Woche hab ich euch alle wieder am Sack! Abgerechnet wird am Schluss.

Szenenwechsel: Die letzten Wochen waren sehr arbeitsreich (was nur bedingt eine Entschuldigung für mein Nicht-Schreiben sein soll): Ich hatte zwar drei Wochen lang keine Uni, wir mussten / durften freilich aber ein Term Projekt schreiben. So hab ich mit zwei andren drei Wochen mich intensiver um einen Hang und dessen geomorphologischen und meteorologischen Besonderheiten in Bezug auf Lawinen auseinander gesetzt. Zwischendurch waren zur Krönung auch noch meine Mama und der Dödel hier. Aber davon muss ich die Tage nochmal ausführlicher erzählen…nur soviel: Muskelkater vier Tage lang von anderthalb Stunden laufen…

Naja kaum waren der Projekt-Bericht im Kasten und die Präsentation gehalten, stand die erste Klausur an. Dienstag steht die zweite an – kaum Zeit zum durchschnaufen. Trotzdem hab ichs gepackt gestern und vorgestern nochmal zum Skifahren zu kommen um den Kopf auch mal wieder frei zu bekommen. Nach Dienstag hab ich endlich eine Woche frei – muss zwar für den Sommerkurs der am 18. anfängt noch einiges machen, aber ein paar kleinen Touren müssen einfach sein. Für Körper, Geist und Seele…auch ne Art Doping!