Dienstag, 13. Februar 2007

Ein etwas anderer Uni(all)tag

Gestern war wieder einer der Tage, der so ganz nach meinem Geschmack war: Es stand ein Scooter-Kurs für die Studenten an und dafür wurden sogar unsere Vorlesungen verschoben! Einen kleiner Haken hatte die ganze Sache wie so oft allerdings, und den schon sehr früh. Sprich – ich musste früh aufstehen. Schon fast aus Routine erst mal an den Laptop und das Wetter checken. Gut, 15 Grad Minus und ein wenig Wind. Schnell ein bisschen Reservekleidung einpacken, frühstücken, noch mal zurück – hab ich alles dabei? – ja, gut dann kanns ja losgehen. Vor der Tür die Nase nochmal prüfend in den Morgen halten, Nasenflügel kleben – Temperatur stimmt also. Bei den nächsten Barakken sehe ich eine andere Deutsche, die vorteilhafterweise ein Auto hat…fängt ja gut an! Ich komme nicht zu spät, muss nicht laufen und kann sogar noch in paar Islandponies vor der Uni besuchen um die sich Anne kümmert und deshalb auch das Auto hat.
Zuerst ein wenig Theorie, quasi alles und jeder hat hier oben Vorfahrt vor den Schneemobilen, sogar die Rentier! Aus der grauen Theorie wird aber ganz schnell Praxis und dass diese beiden oft ziemlich unterschiedlich sind, wird spätestens hier klar: Wie wechsele ich einen Keilriemen am Schneemobil? Ich wusste noch nicht einmal wie so was übehaupt am Auto aussieht, geschweige denn wie man das Stück auswechselt. Sogar der Chefausbilder benötigt einige Handgriffe, eine böse Vorahnung macht sich bei uns breit. Nach einer Minute grinst er uns dann mit pechschwarzen Händen an – jetzt sind wir dran; jeder einzeln an jedem Scootertyp. Also wo ist der Ersatzriemen bei diesem Typ doch gleich und wie bekomme ich den alten raus um den neuen Riemen einzusetzen? Ärmel hoch und rein ins Vergnügen! Is doch nicht ganz so einfach: Da drehen und gleichzeitig drücken…soweit so gut, doch jedes Mal wenn ich den Spalt zwischen den beiden Backen, die den Riemen dann zusammenpressen sollen, soweit geöffnet habe, dass der neue Riemen reinpasst (bzw. reinpassen würde), fehlt mir aus unerfindlichen Gründen mindestens eine Hand. Also wieder von vorne! Fast hab ich das störrische Ding in der Öffnung – Mist da muss ja noch meine Hand raus – nehme ich aber die Hand raus sind beiden Eisenscheiben wieder zusammen…ein Teufelskreis. Und jetzt versetzt man sich zumindest gedanklich irgendwo in ein einsames Tal in Spitzbergen, es ist dunkel, es ist kalt, der Wind bläst dir direkt ins Gesicht, aber der Keilriemen muss gewechselt werden! Zu allem Unglück kommt dann noch hinzu, dass man ja schon eine Weile gefahren ist und alle Teile im Motorraum entsprechend heiß sind…Zum Glück sitze ich nur in einer Garage der Uni und hoffe inständig, dass mir das nie passiert.
Naja nachdem diese Hürde letztendlich genommen ist, geht’s endlich nach draußen. Na, nicht so voreilig: Erst werden wir noch mit Scooter-Anzügen, speziellen Gesichstmasken, Handschuhen, Brillen, Helmen und zuletzt noch Monsterstiefeln ausgestattet. Allein beim Gedanke an all die Sachen bekommt man einen Hitzschlag, aber da man sich nicht allzu sehr auf dem Scooter beim Fahren bewegt, ist das alles notwendig. Ganz wichtig ist auch, dass die gesamte Haut winddicht geschützt ist, sonst bekommt man ganz schnell Frostbeulen. Sicherheit steht bei allen Sachen von UNIS an erster Stelle, und das ist auch gut so!
Vom fahrerischen Aspekt ist das Schneemobil nicht sehr kompliziert. Unsere Modelle haben nur einen Gang plus Rückwärts, Bremse, Gas, Licht und das wars auch schon eigentlich. Daneben gibt es noch ein paar Kleinigkeiten wie Sitzheizung oder Heizung für die Lenkung. Endlich geht’s los: Jeder (!) bekommt einen eigenen Scooter für den Kurs von der Uni für den Tag gestellt! Wie an einer Perlenkette aufgereiht macht sich unsere kleine Gruppe auf. Bei jedem sich bietenden „Hindernis“ wird angehalten und der Chefausbilder, zu dem sich zur Unterstützung ein zweiter mit einem riesigen Messer am Gürtel gesellt hat, erklärt ganz genau wie man sein Gewicht verlagern muss, worauf noch zu achten ist, welche Spur ich wählen muss usw. Bei schwierigen Passagen wird einzeln gefahren und der gude Mann bespricht am Start meist die Fahrt des Vordermannes, an der man sich dann orientieren kann. Dass das Ganze auch seinen Sinn hat und nicht übertriebenes Sicherheitsgetue ist wird an einem kurzen aber sehr steilen Hang offensichtlich, als ein Student mit zu wenig Geschwindigkeit in den Hang rein gefahren ist; im Hang ist es meist zu spät noch mal an Geschwindigkeit zuzulegen. Um es kurz zu machen der Scooter flippt, fällt also quasi aus dem steilen Gelände raus. Das sieht dann mehr oder weniger so aus wie bei den Hillclimbing-Wettbewerben mit Motorrädern, die es immer mal auf DSF zu sehen gibt, wenn einem Teilnehmer sein fahrbarer Unersatz wegkippt. Zum Glück kann der Student abspringen aber leider zur falschen Seite, also nach unten. Da hat er wiederum Glück, weil das Schneemobil nicht runterpurzelt, sondern auf der Seite liegen bleibt. Generell ist es von Vorteil (wenn man es schafft), über das Mobil abzuspringen, dass man nicht, wenn es doch herabpurzelt, getroffen wird. Ist aber alles noch mal gut gegangen!
So verbringen wir den Tag mit steilen Kurven, Abfahrten, Hängen und Abschnitten mit fast ebenem Gelände. Man muss sich erstmal an das Gefühl gewöhnen, nicht angeschallt zu sein. So zu sagen hat man nämlich aus Sicherheitsgründen keinen Sicherheitsgurt, um in einer Situation wie am Hang noch rechtzeitig abspringen zu können. Fährt man aber ein wenig schneller auf einer Ebene, muss man sich ganz schön festhalten. Jede kleine Bodenwelle überträgt sich auf den Lenker und da bemerkt man, Mist, die Lenkerheizung ist noch an! Die wird immer wärmer, besonders wenn man sich ganz schön fest an den Lenker krallt. Und der nächste Stopp will und will nicht kommen. Während der Fahrt eine Hand vom Lenker nehmen um irgendwo nach dem Schalter zu suchen ist auch nicht die beste Lösung. Irgendwann ist es dann geschafft und man muss sich eingestehen, nach vier Stunden Fahrt fühlt man zumindest im Rücken und den Armen dass man etwas gemacht hat. Absetzen, gute Miene zum bösen Spiel machen und in an Lässigkeit nicht zu übertreffender Bruce Willis Manier wie in Armageddon den Helm unter den Arm nehmen und zur Uni zurück schreiten um die Welt zu retten.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

klingt nach Spaß !
Ich denke son Snowscooter fährt sich genau wie ein Jetski aufm Wasser (nur dass es da keine Hügel gibt). Sonst is das doch eigendlich leichter als Motorrad fahren, ohne schalten und nicht bloß auf 2 Rädern. Naja, du wirst das auch noch lernen !
Allzeit gute fahrt !

Anonym hat gesagt…

Hammerfotos!

Anonym hat gesagt…

Klingt ja cool!
Nicht das Du noch Ahnung von Technik da Oben bekommst, wäre ja echt nicht mehr auszuhalten ;-) !
Die Bilder werden immer besser!
Bis die Tage im Skype!
Hau rein!
Ochse

Anonym hat gesagt…

Apropos Bruce: Heute Abend läuft Armageddon bei VOX! Ich freu mich jetzt schon auf den unter dem Arm eingeklemmten Helm. Was macht der STUZ-Artikel?

Anonym hat gesagt…

EY! Das mit der STUZ war meine Idee :D