Mittwoch, 7. Februar 2007

Ein besonderer Tag im Leben eines Rentiers



Schon wieder ist hier oben soviel passiert…also wird es wohl wieder statt einer großen Hommage an die Uni, die sie mittlerweile zweifelsfrei verdient hätte, eine Zusammenfassung der besonderen Art. Inzwischen haben wir schon den dritten Gastlektor, Wahnsinn was hier für diesen Kurs aufgefahren wird!
Muss mich sputen, will heute Nacht nämlich in einem Igloo schlafen - womit wir auch schon beim Thema sind. Sonntag habe ich ein Igloo gebaut (nicht allein)! Zwar fehlen mir ohne Zweifel die skills eines wahren Inuit, aber immerein, jeder mittelprächtig begabte Flachlandtiroler würde dieses Bauwerk als ein Igloo identifizieren können. Samstag hatten einige andere Studenten schon drei Stunden lang gearbeitet um den Unterbau aus großen Quadern aufzuschichten. Erstaunlicherweise kann man die benötigten Quader super einfach mit einer Schnee- oder Eissäge aus dem jeweiligen Material heraussägen. Dann versucht man die gewonnenen Blöcke mehr oder weniger kreisförmig aufzuschichten. Irgendwann muss dem ganzen Bauwerk jedoch eine gewisse Neigung nach innen gegeben werden, sonst würde man einen deutschen Bungalow der örtlichen Mittelschicht erhalten. Und da fangen die Probleme an und es zeigt sich auch erst der wahre Meister seines Faches. Irgendwie bekam das Ding statt einer runden Form eher eine gerade Gestalt mit einem Knick in der Mitte, noch mehr das Dach wollte einfach nicht zum Dach werden. Irgendwie, irgendwann, so wars aber…Hörte sich eigentlich ganz einfach an, aber bis man wirklich einen Mittelstein einsetzten kann, der dann auch noch das ganze Loch nach oben verschließt, bedarf es wohl noch einige Winter hier oben. Naja aller Anfang ist gemacht, die Hoffnung in der Hierarchie noch zum erprobten Igloobauer aufzusteigen stirbt mit dem letzten Eisbär…
Ausgestorben ist hier ganz in der Nähe eine ganze Stadt (nicht zum ersten Mal beeindruckt mich eine „geglückte“ Überleitung). Montag vor einer Woche war ich nachts mit dem örtlichen Roten Kreuz auf einem kleinen Snowscooter Trip. Obwohl ich mir keinen Scooter gekauft habe, konnte ich glücklicherweise als zweiter Mann hinten drauf. Es ging zu einer kleinen Geisterstadt, die vor etlichen Jahren von den russischen Minenarbeitern wohl recht plötzlich verlassen wurde. Ein ganz komisches Gefühl macht sich in der Magengegend breit, wenn ungefähr zehn Snowscooterlampen einen kleinen vollkommen verlassenen Straßenzug beleuchten und man zwischen den Häuserruinen hindurch fährt. Die Häuser stehen offen und wir konnten eines betreten. Da steht noch alles rum, als ob die Leute gerade mal vor die Tür gegangen sind. Klar hier und da ist auch ein wenig Müll und Mist, den andere da leider hinterlassen haben (wer hinterlässt an so einem Ort Müll???), aber im Prinzip ist noch alles da. Das Shampoo steht noch in der primitiven Dusche, das Besteck liegt noch auf dem Tisch, abgewaschen wurde auch nicht mehr. Ein paar Brotscheiben liegen ordentlich geschnitten am Küchentisch, einige Laib Brot sind im Eingangsbereich aufgestapelt. Alles gang ganz komisch. Es fehlt eigentlich nur noch die Hintergrundmusik vom weißen Hai und der Thriller ist perfekt – und das ganz persönlich für einen Schisser wie mich! Aber ich bin (zumindest bin ich davon überzeugt) in ganz guter Gesellschaft! Kaum jemand geht alleine mit seiner kleinen Kopflampe durch die unzähligen Räume, alle dappen irgendjemand hinterher um bloß nicht allein dazustehen, nur niemand vorneweg!
Während dieses Trips in die verlassene Kohlenstadt machten wir Bekanntschaft mit dem wahrscheinlich dümmsten Rentier der ganzen Welt. Aber dazu muss ich das Szenario aus der Sicht des Tieres noch mal kurz beschreiben: Es ist dunkel...und kalt - kalt und dunkel also und das ganze seit Ende Oktober. Da steht das dumme Rentier also seit Ende Oktober im Dunklen durch die Gegend und kann noch nicht mal ordentlich was futtern, denn das gute Futter ist ja unter dem Schnee versteckt. Und über dem Schnee ist Eis. Und darüber wieder Schnee und so weiter. Naja ein wohl ziemlich trostloses Leben in den letzten Monaten, aber dann passiert plötzlich etwas Besonderes im Leben dieses Rentiers. Auf einmal erscheinen ein paar Lichter am Horizont, sie kommen immer näher. Zudem wird es immer lauter, bisher war es hier draußen recht ruhig gewesen, vom Wind mal abgesehen. Plötzlich fährt eine Kolonne von zehn dröhnenden, hellen Snowscootern einen Katzensprung vom einfach dastehenden Rentier entfernt vorüber. Und was macht unser liebes Tier? Wenig bis gar nix! Soweit ich es beurteilen kann, hat es noch nicht mal den Kopf gehoben…Als wir vielleicht eine halbe Stunde später aus der Stadt wieder auf dem gleichen (dem selben?) Weg zurückkehren steht – wie sollte es auch anders sein – das Tierchen immer noch da, rührt sich nicht und macht einfach keine Anstalten sich auch nur im Äußersten vor all den lauten Wesen mit komischen leuchtenden Auen zu erschrecken! Mh, was soll man da noch sagen? Wieder einmal ein aufregender Tag im Leben eines Rentiers in Spitzbergen…
Die beiden Bilder sind nur ein kleiner Vorgeschmack auf die bald erscheinende Bilderseite! Ist um die Mittagszeit je nach Wolken und Mond für ungefähr drei Stunden hell…

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

servus!
scheinst ja deine kamera langsam bedienen zu können. klasse bilder !
MfG ROBERT

Anonym hat gesagt…

Die Bilder sin echt Zucker!

Anonym hat gesagt…

Stephan, das arme Rentier war TOT und ist halt leider festgeforen...oder es war auch eine Hinterlassenschaft der russischen Minenarbeiter, vielleicht das ausgestopfte Lieblingsrentier des Vorarbeiters? Oder doch eine getarnte Spionageeinrichtung der russischen "Minenarbeiter" die "einfach nur so" ganz schnell weg mussten...? Wer weiß das schon so genau :D

Anonym hat gesagt…

Das Szenario erinnert irgendwie n bisschen an Alien vs Predator. Is aber wohl n Film den du nie sehen wirst. Aber ich glaube da geht es am Anfang genau um diese Stadt.
Servus

Anonym hat gesagt…

Lieber Stephan,
wir schauen gerade Deine Bilder an und erfreuen uns an den Fotos.Sag mal,kannst Du demnächst einmal mehr Gesicht zeigen,damit man weiß, dass Du es wirklich bist.Ein Foto in Badehose wäre wirklich ganz cool.Gibt es eigentlich auch eine Sauna?Schön wäre es wenn Du mal einen Eisbären erlegen könntest.Deine Mutter wird sich sehr über einen neuen Bettvorleger freuen.
Machs gut und halte vor allem alles wichtige warm.
Viele Grüße von Frank,Vera und Julia Goldberg aus Frankfurt