Dienstag, 26. Januar 2010

Meine Damen und Herren – Willkommen am Nordpol

Ich muss mich entschuldigen – beim Deutschlehrer des norwegischen Postboten. Der Lehrer ist bestimmt ein guter Mann gewesen und deswegen hatte der aufrichtige Postbote auch keine Probleme mein Anliegen zu verstehen. Allein Petrus spielte ihm übel mit und so konnte das Flugzeug aus Tromsö, was alle Post bringt, aufgrund von gar rutschigen Startbahnen hier oben nicht fliegen. Bitter für die Leute die hierher wollen, noch bitterer für mein Paket, was jetzt vielleicht ganz unromantisch in einer kühlen norwegischen Wartehalle in Tromsö rumliegt – alle unsere (und besonders meine) Gedanken sind beim Schinken…



Am Samstag sollte hier ein traditionelles Dorschessen bei uns in UNIS von den lokalen Chefköchen zubereitet werden. Mir lief in der Hoffnung auf ein leckeres, deliziöses Mahl aus dem Meer schon alles Mögliche im Mund zusammen und dann das: Der Dorsch war verhindert… der Dorsch sollte nämlich auch (zusammen mit meinem Paket mit dem Schinken) aus Tromsö eingeflogen kommen, aber – alte Geschichte – Flugzeug flog net…kein Paket, kein Schinken, kein Dorsch und kein traditionelles Dorschessen. Die Frage aller Fragen ist doch jetzt aber: Was machen die Jungs in Tromsö Flughafen jetzt mit dem Haufen Fisch…der stinkt doch irgendwann?! Das mag sich alles durchaus lustig anhören, aber es betrifft durchaus mehr Leute als nur mich und die Chefköche Spitzbergens – der örtliche Tante Emma COOP (bei dem ich jetzt wieder Mitglied geworden bin) wird auch zunehmend leerer.

Wenn man dies jedoch als Entschuldigung für den Koch im Husset hernimmt, denkt man wohl zu kurz. Das Husset (deutsch: das Haus – welch kreative Heinis…) ist ein Multifunktionshaus was Bar, Restaurant, Club, Kino, Theater und Tanzschule in einem irgendwie vereint. Jeden Sonntag fallen alle Kajakpoloisten hungrig in besagtem Husset ein, mit nur einem Wunsch: Studentburger. Das lustige am Studentburger ist, dass obwohl fast alle immer dasselbe bestellen, es kaum das gleiche gibt. Mal ist die Bulette (die im Fachjargon auch schon mal ‚Burger’ genannt wird) groß, mal ist sie (er) klein – meistens ist sie jedoch recht ungewürzt. Auf die Beilage in Form von frisch frittierten Pommes kann man sich auch schlecht verlassen, da in der einen Woche der Teller fast überquillt, in der nächsten jedoch der Burger recht beschaulich auf die sich um ihn versammelten Fritten niederblicken kann. Vielleicht (und jetzt schmeiß ich mal eine gewagte These in den tiefen Raum) ist es dem guten Koch auch einfach zu langweilig, jede Woche Sonntagabend für die 20 versammelten Studenten immer wieder dasselbe/gleiche zu kochen und er will so seine Kreativität zum Ausdruck bringen. Steht zwar nicht auf der Karte, aber vielleicht will er trotzdem zeigen, dass es auch den Juniorteller hier oben gibt?!

Nochmal zurück zum Grund warum alle Studenten immer ins Husset einfallen: Kajakpolo. Wollte schon einige Male die Kamera sonntags mitnehmen, aber immer wieder verzockt. Könnte jemand wenn es nicht zuviel Mühe macht mich am kommenden Sonntag gegen halber fünf mal anrufen – ich würde sehr dankbar sein. Dankbar bin ich auch all den Leuten, die mir verzweifelt versuchen die Eskimorolle beizubringen. Langsam komm ich auch immer öfter oben an - irgendwie. Es ist ein zunehmend heller werdendes Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Zusätzlichen Anreiz gibt natürlich die Aussicht auf ein wenig Sommerkajaken im Fjord und natürlich die dicke Alaska-Tour 2011. Falls wir uns da wirklich für Kajaks entscheiden sollten (was nach jetzigem Leistungsstand ein schnelles Tourende nach sich ziehen würde), wird aber noch einiges an Wasser umgequirtlt werden müssen.

Neues gibt es leider auch an der Türhakenfront. Die kontinuierlichen Belastungen von allerhand Jacken und Hosen blieben leider nicht ohne Wirkung und so sind bei der ersten Version die umgebogenen Haken leicht nach oben verschoben worden. Noch hält das halbe Kilo Panzertape die ganze Geschichte zusammen, aber irgendwas Besseres muss da her. Dass Panzertape leider eben nicht das Allheilmittel für unbegabte Hausmänner ist, musste ich bestürzt auch gestern wieder feststellen. Meine durchaus gewagte Konstruktion einer Wäscheleine von der Gardinenstange bis zu einem angetapten Befestigungspunkt auf der freien Wand hielt tapfer einige Stunden ohne auch nur mit dem Tape zu zucken, doch dann…Kopf aber nicht in den Sand stecken - Niederlagen machen erfinderisch: Mit dem Mute der Verzweifelung griff ich zum Leatherman und zog einen für meine Begriffe sinnlosen Nagel aus der Wand. An der anvisierten Stelle an der das Tape nicht halten wollte den Nagel angesetzt und mit der Rückseite des zurück geklappten Universalwerkzeugs eingeschlagen. Seit dem erfreut sich mein Zimmer einer tauglichen Wäscheleine. Ein aufkommendes Problem erkannte ich Fuchs direkt und tüdelte geschickt einige Knoten in regelmäßigen Abständen in das Seil. Die Knoten verhindern nämlich jetzt, dass - wenn das Seil durch einen schwereren Gegenstand durchhängt – alle Sachen gen Mitte rutschen. Come on, das ist doch mal nobelpreiswürdig!



Langsam aber sicher beginnt die Feldarbeit auch wieder anzurollen. Das böse Wetter spielt auch uns hier bitter mit. Aber Samstag konnten wir erfreut feststellen, dass auch meine zweite Kamera brav Bilder gemacht hat. Gut, die letzten sind eigentlich nur schwarz und in der durchaus interessanten Zeit von September bis November (wenn die Wechten anfangen zu wachsen) ist die Kamera aus mysteriösen Gründen mal wieder ausgefallen, aber wer hat denn gesagt, dass es einfach wird?! 2003 trat CDU Finanzexperte Friedrich Merz mit seinem einzigartigen Konzept der Bierdeckelsteuer ins Rampenlicht. Die Steuererklärung so einfach, dass sie auf einen Bierdeckel passt. Da eine Masterthesis durchaus komplexer sein kann, habe ich gedacht, erweitere ich das Konzept auf ein DIN A4 Blatt. Bislang bewährt sich dieses Konzept ungemein und es sind keine Schwachpunkte und bevorstehende Einsparmaßnahmen in Aussicht, was eigentlich einen zweiten Nobelpreis verdient hat!



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