Sonntag, 7. Juni 2009

Ein norwegischer Abendspaziergang


Während in anderen Teilen der Welt, wo es abends dunkel wird, es schon Kurze-Hose-Wetter ist und der gemeine Bürger in den Abendstunden vielleicht noch einen kleinen Spaziergang um den Block macht, sieht die Sache hier ein wenig anders aus: Abends ists genauso hell wie tagsüber und obwohl es zwar schon (verhältnismäßig) richtig warm geworden ist, freut man sich oben trotzdem noch über seine Daunenjacke im Rucksack. Und da in den Bergen immer noch massig Schnee liegt, kann man seinen kleinen Spaziergang auch durch eine kleine Skitour ersetzten – ein wenig Bewegung schadet ja nie, besonders wenn man den halben Tag vorm PC sitzt. Über zuviel vor dem PC sitzen kann ich mich die letzten Tage allerdings nicht beschweren, da zu aller Abwechslung mal wieder meine Kamera auf Gruvefjellet eine kleine Meinungsverschiedenheit mit den von mir vorgeschlagenen Arbeitsleistungen hatte. Da der Vogel aber kein Technik-Fritz ist und es auch anscheinend keinen Technik-Fritzen auf der Insel gibt, blieb mir nichts anderes übrig, als selber automatische Kamera zu spielen. Zumindest kann ich dann sicher sein, dass ich auch Bilder hab. Grundsätzlich ist dieser Typ von ‚automatischer Kamera’ in manchen Situationen sogar im Vorteil, er ist relativ kälteunempfindlich, arbeitet zuverlässig zu den gewünschten Tages- und Nachtzeiten, die Energieversorgung verläuft über Sirup und Kaffee am Morgen sowie Pasta am Abend und – falls gewünscht – können Sonderdetailaufnahmen aus verschiedenen Perspektiven geordert werden. Eigentlich nur Vorteile…


Gestern jedoch hatte ich nach all den Quälereien die Faxen dicke und habe nach vergeblichem gutem Zureden einfach die ganze Kamerabox, samt Batterie und Solarplatte eingepackt und nach unten gebracht. Das nach unten bringen wurde durch 3 cm Neuschnee (im Juni!!!) ein wenig versüßt. Seit dem sieht mein Zimmer aus wie ein Bombenbaukasten…


Über den Schnee kann man sich im Moment eigentlich überhaupt nicht beschweren – klar dass Powder ne 10 ist, muss nicht gesagt werden, aber wenn man keine 10 haben kann, muss Mann sich halt mit dem zufrieden geben, was der Markt (der Berg, Anmerkung der Redaktion) hergibt. So war ich auch ein paar Mal abends, wenn der gemeine Deutsche die Heute-Nachrichten schaut und die Hauspuschen an hat, nochmal zu einem kleinen Abendspaziergang zwecks Skifahrens am Larsbreen. Ist irgendwie relativ idyllisch nach einem langen Tag nochmal ein wenig die Beine zu bewegen und in der relativen Stille nach oben zu steigen. Wenn dann noch das ein oder andere schöne Bildchen gelingt, kann das als Zugabe gerne angenommen werden.


Das einzige Problem kann darin bestehen, nicht mit der ersten Müdigkeit nach der Tour ins Bettchen zu gehen. Hat man diese überwunden, noch ne kleine Großigkeit gegessen, vergisst vielleicht auch noch den Vorhang zu schließen und plötzlich ists dann zwei Uhr, die Sonne scheint noch ins Zimmer und das Bett ist irgendwie gar nicht mehr so anziehend. Das Problem geht aber am nächsten Morgen weiter: Früher wusste ich noch nicht, dass man seinen Handywecker auf wiederholen stellen kann – er also in fünf Minuten wieder klingelt. Der Wecker klingelt – ausschalten – Füße ausm Bett: aufstehen! Ein Mann wird durch diese unnötige Sache so verweichlicht und hat er sich erstmal dran gewöhnt / gewöhnen lassen, ist der Aufstehen-Willen am frühen Morgen so schnell wieder gebrochen. Mann findet sich dann unter Umständen nach einer Stunde erfolgreichem auf wiederholen-drückens noch immer ziemlich gebatscht im Bettchen liegend wieder. Naja zumindest ist Mann wieder Ski gefahren – und hat auf die Heute Nachrichten verzichtet…

1 Kommentar:

Oli hat gesagt…

traum, ich hätte auch gerne nochmal ein bisschen powder im juni..oh man, wenn ich dran denke wird mir bewusst, dass ich da jetzt wohl ein jahr drauf verzichten muss..scheisse..