Donnerstag, 11. Juni 2009

Der Inbegriff vom Inbegriff


Googelt man ‘Inbegriff’ erreicht einen an erster Stelle die Definition aus dem Wörterbuch der philosophischen Begriffe von Rudolf Eisler. Für ihn heißt Inbegriff ein in einem einheitlichen Denkakte, in einer logischen Synthese Zusammengefasstes, Ganzes. Aha…jetzt könnte man fast schon wieder anfangen diesen gesamten Satz dort einzugeben, da er wahrscheinlich niemandem wirklich erklärt hat, was ein Inbegriff wirklich ist noch was er bedeutet. Für alle die nicht so firm im Umgang mit philosophischen Begriffen sind, sei dies vereinfacht erklärt als ‚Einfach was Geiles’. Dies kann je nach Umgebung und Zeitpunkt ein Strand, eine Palme, ein Beachvolleyball, ein Nordlicht, aber auch ne nette Frau im Bikini sein. Nicht zu vergessen sei natürlich das kühle Beck’s bzw. das frisch gezapfte Weizenbier, wobei man schon beim Inbegriff vom Inbegriff gelandet ist – also die Steigerung des Maximalens, der Mega-Superlativ.



In der ausgewählten Liste der Inbegriffe von den Inbegriffen steht ohne Zweifel auch der Powderhang. Der Powderhang stellt in diesem Zusammenhang also die Steigerung des Inbegriffs ‚Skifahren’ da und ist wohl für all diejenigen, die noch nie wirklich auf Skiern gestanden sind, nur schwer (wenn überhaupt) nachvollziehbar.

Aus mysteriösen Gründen hat es hier die Tage nochmal zwei Abende hintereinander geschneit, was auch hier im Juni nicht immer auf der Tagesordnung steht. Dazu kam, dass des ziemlich windstill war, also der Schnee auch irgendwo liegen blieb. Vielleicht wollte uns Petrus auch nur was zurückgeben, nachdem er diesen Winter den Gerüchten zur Folge in den Alpen ja wohl recht aktiv gewesen sein soll. Jedenfalls wurden wir nochmal mit Neuschnee bedacht, obwohl ich mich eigentlich schon mit der Sulzschneezeit angefreundet hatte.



Dienstag war so ein krasser Tag: Vormittags habe ich nach etlichen erfolgreichen Probeläufen meine Kamerabox wieder hoch zu den Wechten gebracht. Auch wenn ich dank prall gefülltem Rucksack den Aufstieg ein wenig verfluchte, besonders weil es auch ma wieder richtig heiß war, freute ich mich schon auf die Abfahrt; Rucksack wieder leer und Schnee auf dem Larsbreen schien auch fein zu sein. Es ist wie die direkte Lohnauszahlung nach der Arbeit – hochdappen und oben Veränderungen checken und dann als Dank oder Lohn die Abfahrt. Trotzdem war ich ein wenig geplättet (trotz Lohn-Skifahrens) als ich wieder in Nybyen ankam. Erstmal ein paar Nudeln reinfahren und die Bilder von den Wechten anschauen. Für abends hatte ich mich schon mit Max gedated. Obwohl ich insgesamt jetzt bald ein Jahr auf Spitzbergen bin, war ich noch nie auf Lars Hjerta, was wohl daran liegt, dass man, um erstmal an den Berg selbst zu kommen, zuvor über den ganzen relativ flachen Larsbreen laufen muss.


Das Wetter unterstützte voll und ganz unser Vorhaben und zu unsere vollsten Zufriedenheit wurde der Schnee einfach mit jedem Schritt mehr und vor allem besser. Im kleinen Kessel von Lars Hjerta lagen fast 15 cm trockener weicher Powder – es war also angerichtet für uns! Trotz des langen Weges und dem kontinuierlichen bergauf mussten wir bevor wir wirklich auf dem Gipfel waren, den kurzen Hang unterhalb schon mal Probe fahren – was ein Genuss. Powder in alle Richtungen stiebend und drunter eine griffige Unterlage. Da es am Ende ja an nichts mangeln soll, hatten wir uns beide mit unseren lieb gewonnenen Kameras bewaffnet, woraus sich eine wahre Fotosession entwickelte. Erstmal bekommt man natürlich das ein oder andere fette Bild, zudem kann man aber auch seine Skitechnik ein wenig beobachten – what’s hot, what’s not… Ich denk ich sollte mich nach eingehender Technikstudie um eine 80er Jethose bemühen und vielleicht irgendwie an meinem Bartwuchs zwecks Schnauzer arbeiten. Papas Neonskijacke hängt bestimmt noch im legendären Fassnachtsschrank im Hause Vogel. All den ‚modernen Schnick-Schnack’ sollte ich dann Max überlassen, der trotz Telemarkbindung fett carven kann.



Ein paar Tage konzentriert in irgendeinem Skigebiet mit Liften machen aus ihm wohl nen richtigen Telemarker und vielleicht schaff ich es auch noch irgendwann im 21. Jahrhundert skitechnisch anzukommen. Ein dritter und nicht zu vernachlässigender Aspekt ist natürlich, dass man bei so einer Masse an Bilder später recht gut sieht, was besser auf Fotos wirkt, wovon auch irgendwann mal wieder der Ole profitiert.



Nachdem wir also den kurzen Hang genossen hatten, Felle wieder drauf und hoch zum Gipfel. Auch hier war die Sonne unser Freund und wir genossen trotz eines importierten schottischen Schokoriegels mit sehr merkwürdigem Geschmack das Leben. Schon irgendwie surreal, da stehst du nun im Juni mit Skiern auf einem Gipfel und genießt die Sonne kurz vor Mitternacht. In meinem Ohr sind immer noch die Worte meiner Mama vor zwei Jahren, die nachdem sie aus der ‚Eishöhle’ kam sagte, dass man nach Spitzbergen fürs wohl Leben verdorben sei…



Doch keine Zeit sentimental zu werden, jetzt musste ja schließlich der Lohn für die ganzen Strapazen eingefahren werden – was ein Traumhang! Die Kombination aus Gefälle, Powderauflage und griffigem Untergrund machten es zum puren Genuss. Alles was der männliche Körper so an Glückshormonen und so was ausstoßen kann, wurde ganz sicher ausgestoßen. Adrenalin, Endorphine & Co ließen einen vor Glück schreien und die Welt stand einen Moment ganz still.



Nach einem ‚Ich weiß zwar nicht, was du so vorhast, aber ich latsch da nochmal hoch’ blieb mir nichts anderes übrig, als nochmal aufzufellen und mich an die Fersen von Max zu hängen. Ich schiebs jetzt einfach mal auf mein anstrengendes Vormittagsprogramm, aber langsam musste ich meinen Oberschenkeln beim nochmaligen Aufstieg Tribut zollen. Zum Glück hatte man den Lohnscheck ja ständig vor Augen. Ich kam mir vor wie der deppe Esel, dem man die Karotte an einer Angel vors Maul hängt…aber alles was jetzt kam, war freiwillige Zugabe und die haben wir nochmal voll ausgekostet.



Noch high von all den Ausstoß-Cocktails glitten wir nach dem Traumhang zurück über den Larsbreen gen Nybyen. Nochmal ein wenig Technikschule und fertig war wohl der beste Skitag in Spitzbergen dieses Jahr. Noch hab ich ja ein bisserl mehr als einen Monat, mal sehen was noch alles kommt!

Googelt man nach ‚Rudolf Eisler’ und ‚skifahren’ so erfährt man zumindest, dass der gude Mann Philosoph und seines Zeichens Österreicher war. Es liegt also nahe, dass auch er Ski gefahren ist. Vielleicht hat man sich früher in seinen Tagen etwas umständlicher ausgedrückt, aber zumindest meinte er mit seinem fast unverständlichen Satz über den Inbegriff wohl genau das Richtige.



1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

auch auf die gefahr hin, dass ich der einzige spammer in deinem blog bin, aber ich muss einfach mal sagen, dass die powderbilder der hammer sind! unfassbar..tiefschnee im juni, wär auch so ein traum von mir, aber wer weiß, vielleicht bin ich ja bald heliskiing in kanada :)