Sonntag, 19. April 2009

Maybellin … Svalbard!


Langsam aber sicher hab ich mich an die stetige Helligkeit gewöhnt – es ist halt schon normal geworden, dass es nachts nicht dunkel wird. Jetzt hat man quasi zwei Möglichkeiten: Entweder man sitzt einfach da, denkt sich nichts bei der Helligkeit am Abend und plötzlich ist aus Abend Nacht geworden, oder aber man schafft sich seine kleine Verarsche-Nacht-Dunkelheit und macht, wenn man dann mal müde werden will, die blickdichten Vorhänge zu. Irgendwann, wenn man sich dann genug verarscht hat denkt der Vogel, dass er müde ist und kann ins Bettchen gehen. Aber wehe man wacht mitten in der Nacht mal auf und sieht mit zerknautschten Augen zwischen dem mehr oder weniger dunkeln Vorhang die ‚Morgen’-Sonne glitzern: Dann nämlich rächt sich das ganze Selbstverarschen derbe, weil man ja denkt es wär schon morgen…aber meist falsch gedacht. Naja trotzdem ist gerade jetzt der Übergang zu wirklich 24 Stunden Sonnenschein ziemlich herrlich, da die Sonne gegen Mitternacht das Meer küsst und noch kurz eintaucht. Hört sich romantisch an, ist es auch. Schon bald wird die Sonne rund um die Uhr über unseren Köpfen kreisen und erst im Herbst wieder hinter den Bergen verschwinden. Dann müssen sich die Leute hier auch nicht mehr mit Vorhängen selbst veräppeln…
Also hab ich eine der letzten Chancen am Zopfe gepackt und mich spät abends nochmal runter zum Fjord gemacht – Stimmung genießen und ein paar Sonnenuntergangsbilder schießen. Auf dem Weg zurück blieben bei jedem Einatmen die Nasenflügel ein wenig kleben, die Wimpern taten es ihnen beim Blinzeln gleich. Der Mascara des Nordes! Das mag sich jetzt vielleicht eiskalt anhören oder so, aber es passte grandios zur Stimmung. Komischerweise kann man so was auch genießen.


Wesentlich böser als die Kälte war allerdings eine meiner automatischen Kameras zu mir. Obwohl die Kamera vielleicht ihr Entsetzen über die Kälte auch nur so ausdrücke konnte. Bevor ich im Februar Spitzbergen verließ, hab ich mit der Kamera einen Deal ausgehandelt, dass sie gegen den Austausch von Batterien für mich jeden Tag zwei Bilder von meinem Hang machen soll. Es mag an der Kälte liegen oder woran auch immer, jedenfalls hat die Kamera unseren mündlichen Vertrag aufs bitterste gebrochen und sich nicht an die verabredeten Zeiten gehalten. Als ich die Memorycard gewechselt hab, musste ich feststellen, dass die Kamera wohl kreativ sein wollte und ein wenig Abwechslung in die tägliche weiße Einöde meines Hanges bringen wollte und deshalb mal zwischendurch Nachtaufnahmen gemacht hat. Sieht zwar auch ganz hübsch aus – hilft mir aber bei der Beurteilung der Entwicklung von meinen Wechten nicht unbedingt weiter! Mit der Kamera werd ich morgen früh ein ernstes Wörtchen reden und wenn wir uns dann wieder die Hand geben können, ist die Sache für mich auch gegessen – es bleibt dann nichts hängen, wie man so schön zu sagen pflegt in solchen Situationen.


Nachdem in den letzten Tagen brutal viele Bären gesehen worden waren, wollt ich heute mein Glück erzwingen. Doch obwohl ich mir bereits eingestehen musste, irgendeine Aura oder so was um mich zu haben, war ich vorsichtig optimistisch. Vor zwei Tagen noch hat ein Fritz bei mir aufm Flur 5 Bären an einem Tag gesehen – FÜNF BÄREN. Verdammisch, und ich warte immer noch auf den ersten…aber heute sollte ja alles besser werden. Bewaffnet mit dicker Kamera mit Ersatzakku für alle Fälle und noch dickerer Wumme für den anderen Fall, gings los nach Svea, der norwegischen Mienen“stadt“. Wetter gut, Weg gut, Scooter gut – alles gut. Um es kurz zu machen, natürlich hab ich mal wieder keinen Bären gesehen. Anscheinend bin ich irgendwie verflucht. Hoffnung macht mir allerdings Max, der seinen Fluch auch dieses Jahr nach Ewigkeiten bezwingen konnte. Trotzdem beschleicht mich langsam aber sicher ein böses Gefühl: Meine Keinen-Bär-Sehen-Aura wird mehr oder weniger täglich zuhause vom Dödel verstärkt, da sie immer noch denkt, dass ich ‚auf jeden Fall’ hier oben von einem Bär aufgefressen werde und es deshalb besser ist, wenn ich gar keinen erst sehe. Diese Angst mit entsprechender Lösung wird brav immer abends dem lieben Gott mitgeteilt und der passt natürlich auf mich auf. Ist ja auch gut so, ABER – ich würd schon mal gern einen sehen. Muss ja nicht nah sein, überhaupt nicht! Mir würds schon reichen wenn ich auf maximalem Zoom den Bär von nem Rentier unterscheiden könnt. Dann wär ich glücklich und könnt in 70 Jahren meinen Enkeln im Sofa vorm Kamin erzählen, dass der Opa damals, als es noch Schnee,Eis und den Euro gab, dieses ausgestorbene Tier noch lebend gesehen hat. Deshalb hat die Oma auch immer noch so ein weißes Stofftier im Bett liegen.


Naja bei meinem Unglück und den ganzen Wünschen vom Dödel, könnte ich wahrscheinlich zu Knut nach Berlin gehen und just an diesem Tag würde er abhauen oder plötzlich in den Winterschlaf fallen. Zumindest bin ich heute dem Bären wesentlich näher gewesen als bisher und wir haben richtig viele frische Fährten gesehen. Zumindest ein Anfang…am Ende war und ist der Bär.

1 Kommentar:

Oli hat gesagt…

Ich hoffe du und die Kamera kriegt die Sache geregelt! Ansonsten sag mal nen Gruß an den Bär, wenn du ih siehst..Tschö!