Dienstag, 14. April 2009

Der Lange Weg zur Sonne



Ich bin wieder auf Spitzbergen und wieder mal war der Weg länger als zuerst gedacht. Um es ein wenig interessanter zu gestalten, bin ich vorher noch vier Tage durch den Schnee in Oslos Nordmarka gestapft. Ganz zum Ärgernis meiner meisten Mitstreiter war der Schnee noch so tief, dass die normalen Wanderwege nicht wirklich bewanderbar waren, ohne bei jedem zweiten Schritt bis zur Hüfte einzusinken. Also wurden wir zu Loipen-Wanderern, was nicht heißt, dass man auf jenen nicht auch brutal hilflos einbrechen kann. Fette Tour im Allgemeinen, nur von einem grandiosen 500 NOK Falschparkticket vom Luigi vorm ICA (wannabe Tengelmann-Version) nach der Rückkehr übertroffen. Vom Schock über die fehlende Gastfreundschaft erholt, machten sich der Klesse, Joeline und ich sofort auf um so schnell wie möglich dieses dem Luigi sehr böse gesonnene Land gen Deutschland zu verlassen. Also zack nachmittags in Oslo los, morgens um kurz vor Sieben in D-land angekommen und dabei noch einen Temperaturanstieg von gefühlten 20 Grad verzeichnet. In Mainz hab ich die aufkommenden Sommergefühle vollends ausgekostet, immer im Hinterkopf wissend, dass ich in zwei Tagen nicht nur das T-Shirt wieder anziehen muss, sondern auch wieder die fette Daunenjacke.

Die Zeit zuhaus verging wie immer eigentlich viel schneller als gedacht und schon saß ich ohne mich versehen zu haben wieder im Flieger gen Oslo. Dort die letzten Sachen zusammensortiert und nach ner komischen schlaflosen Nacht schon wieder im Flieger gen Nordpol.

Obwohl ich in den letzten Monaten bewundernswert organisiert geworden bin, sogar einen Kalender habe und auch benutze, ist mir hier ein klitzekleiner Fehler unterlaufen: Ich hatte mein Zimmer ab den 14. April beantragt, halt nur blöd, dass ich am 13. April ankam…zu allem Unglück ist Ostermontag sogar am Ende der Welt Feiertag und deshalb niemand erreichbar. Da saß ich also, plötzlich allein, auf dieser so schönen kalten Insel ohne Dach überm Kopf. Irgendwann erlöste mich dann mein klingelndes Handy aus der drohenden Obdachlosigkeit und Max Sofa wurde mein zuhause für die Nacht. Bevor allerdings Ausruhen angesagt war, durfte ich meine neue Freundin geglücken, die auf den recht männlichen Namen ‚Völkl Gotama’ hört. Ihre Traummaße 133 – 105 – 124! Ma, was Latten, man fühlt sich gleich wien richtiger Freerider. Noch die breitesten Stopper der Welt draufgeschraubt und ab geht’s! Wer die letzten Zeilen nicht verstanden hat: Ich hab meine neuen Skier.


Nachdem ich am Seil hinterm Scooter zum Berg hingesurft bin (also Scooter – Abschleppseil – Vogel auf Skiern) und etliche male auf diese Weise auch wieder den Hang hoch, kapitulierten meine Arme – ist ja fast anstrengender als normal Aufsteigen mit Fellen, hat aber trotzdem den Vorteil, dass man mehr zum fahren kommt. Bevor die Oberschenkel aber brennen konnten, machten meine Arme leider schlapp. Naja wird nicht das letzte Mal gewesen sein!


Die Matratze war so gemütlich, dass ich recht erholt irgendwann aufwachte, blinzel blinzel schon ganz schön hell. Eigentlich wollte ich schon so halb aufstehen als irgendetwas Schlaues in mir mich auf aufs Handy schauen lies – na super erst drei Uhr morgens. Muss mich erst mal wieder dran gewöhnen, dass die Dunkelheit jetzt dem Sonnenlicht gewichen ist und man öfter mal auf die Uhr schauen muss.


Der erste richtige Tag hier war dann von ein wenig email schreiben und schlaue Leute kontaktieren geprägt. Doch die gestern noch in UNIS abgestellte 27 Kilo Übergewicht-Tasche und das ebenfalls viel zu schwere vollgestopfte Skibag bei Max ließen mich bald net ruhig sitzen. Irgendwie muss der ganze Rotz hoch nach Nybyen. Im Angesicht der folgenden Anstrengung werden die leicht ansteigende Straße hoch zu den Studentenbrakken zu Steilhängen und die Kilos zu Tonnen. Einkaufen muss ich ja auch noch. Zum Glück kann ich Espen wenigstens überreden meine Monstertasche hoch zu Butikken zu schleppen wo sein halb kaputter Scooter steht. Zumindest die war ich schon mal los, aber trotzdem komm ich um zweimal laufen nicht herum. Also den ganzen Kram ausm Office plus Laptop und Co in den roten Tourenrucksack und auf geht’s in mein altes Neues zuhause in Brakke 3. Zumindest bin ich einen Stock aufgestiegen und kann jetzt eine grandiose Aussicht auf Plateufjellet genießen. Doch nichts da genießen, Rucksack leer und wieder runter, Skibag schnappen und bei Butikken einkaufen als ob es kein Morgen gäbe. Die Rollen am sonst recht luxuriösen gepolsterten Skibag sind aber wohl nicht für Schnee und Eis gemacht, was in einem Mix aus Schleifen, Ziehen und Rollen endet. Als ich endlich Nybyen erblicke ist der Tag für mich eigentlich schon gelaufen, na toll heut Abend auch noch Bayern-Barca…was ein Tag. Jetzt sitz ich noch kurz hier, schaue aus dem Fenster und genieße um halber Eins Abendrot/Morgenrot in einem irgendwo hinter den Bergen am Ende der Erdscheibe und stelle fest – ist noch immer ziemlich hell hier oben.



3 Kommentare:

Doug hat gesagt…

Wow what a life.

Oli hat gesagt…

die ski sind viel zu groß für dich. nett wie ich bin biete ich dir einen tausch an..

Vogel hat gesagt…

Darfst sie vielleicht mal zum Auto tragen, wenn du nett bist...