Sonntag, 14. Januar 2007

FIRE !!!

Schwups, da ist die erste Woche schon vorbei. Um mal einen kleinen Einblick in die vergangenen Safety Course Tage zu geben: Schießstand (dazu gleich mehr…), Informationen über den Eisbären (und auf was man am besten zielt…), Notfallcampausrüstung, Notfallausrüstung für eine Lawinenverschüttetensuche und Allgemeine Lawinenkunde sowie Notfallausrüstung für Gletscher.
Fangen wir mal mit dem Schießtraining an: Ein Ausbilder von der Armee hatte die glorreiche Aufgabe uns das Schießen und alles was dazu gehört beizubringen. Zuerst werden wir knapp 20 min zu einem beleuchteten (sonst könnte man ja nix sehen…) Schießstand gekarrt. Alles ist noch normal: Ein netter Mann stellt sich als unser Ausbilder vor und erzählt uns etwas über den allgemeinen Umgang mit Waffen. Das geht eine ganze Weile so. Kaum erreichen wir aber den tatsächlichen Raum aus dem herausgeschossen wird, ändert sich Stimme und Haltung des netten Mannes. Vor uns steht ein wahrer Ausbilder der Armee. „On your knees, halfload your rifle…FIRE!“ Großartig, wirklich wie im Film. Neben dem unbestritten lustigen Aspekt hatte der nette Mann aber auch den Vorteil, dass man weder nachfragen musste, noch kam man sich in irgendeiner Art unsicher vor. Schließlich hat man ja so als Normaleuropäer jetzt nicht täglich ein scharfes Gewehr aus dem zweiten Weltkrieg in der Hand; einige hatten sogar noch Hakenkreuze auf dem Holzschaft…zur Notwehr gegen Eisbären wird’s schon noch reichen! Zu meinen neu erworbenen Schussfähigkeiten will ich nur soviel sagen: Ich würde nicht gerne in der Haut des Eisbären stecken!
Zum Abschluss der Saftywoche sind wir am Freitag zu einem großen Training vor den Gletscher gegangen. Wirklich beeindruckend, wie die Chefausbilder alles organisiert haben und offensichtlich weder an Kosten noch Mühen gespart wurde. So hatten wir drei Raupenfahrzeuge dabei, die jeweils eine Station bildeten. Der ganze Tross von Studenten wanderte erst einmal geschlossen eine knappe halbe Stunde Richtung Gletscher um den eigentlichen Platz zu erreichen. Der Anblick von dieser Menge Leute mit kleinen Kopflampen auf dem Weg zu einem Gletscher ist schon etwas sehr besonderes. Die erste Station simulierte eine Rettung aus einer Gletscherspalte mit dem nötigen Equipment. Es ist ein gutes Gefühl zu sehen, dass alles klappt, die Knoten sitzen und eine Person sicher abgeseilt und mit der „Verletzten“ aus der Spalte gezogen wird. Ein praktikbezogeneres Training hätte ich mir nicht vorstellen können. Es wird einem also eine Kiste mit Notfallequipment bereitgestellt und die Gruppe tüdelt alles sicher zusammen. Bei der zweiten Station wurde die geborgene Person je nach Art der Verletzung versorgt und dafür ein Notfallcamp errichtet. Dazu gehörten natürlich auch heiße Getränke, die bei Schneesturm gar nicht so leicht „herzustellen“ sind, genau so wie die Notfallzelte, die unter diesen Bedingungen einfach nur mit einigen Personen gestellt werden können. Die dritte Station bestand aus einer fingierten Lawinensuche mit Lawinwnbeepern und Suchsonden. Den abschließenden Höhepunkt der Rettung bildete dann der Einsatz eines Superpumas, eines sehr großen Rettungshubschraubers. Ein riesiger Hubschrauber, der zwischen zwei Bergrücken in vollkommener Dunkelheit eine verletzte Person abtransportiert ist wirklich atemberaubend.
Da wir ja an einer Uni sind und das Ganze nicht zu einem großen Abenteuerurlaub ausarten soll, hatte die ganze Geschichte natürlich noch einen Haken: Wir mussten über die ganze Woche und die vorangegangene Bergeübung natürlich noch einen richtigen Test schreiben. Nachdem auch das geschafft war, stand das allwöchentliche Friday Gathering auf dem Programm, eine Veranstaltung bei der sich die gesamte Uni samt Professoren usw. in der Kantine an einem offenen Kamin trifft und im Prinzip zusammensitzt und unter anderem geraume Mengen an Bier ohne Benutzung der Alkoholkarte konsumiert. Alkoholkarte? Ja, hier oben ist der Alkohol rationiert und jeder Einwohner darf mit seiner ihm zugewiesenen Karte pro Monat 24 Dosen Bier oder zwei Flaschen Schnaps kaufen; lediglich Wein ist von dieser Regelung ausgenommen, da dies das allabendliche Getränk der Manager war und diese darauf nicht verzichten wollten. Danach geht es traditionell in die örtliche Dorfdisco Huset, die nebenbei auch noch Kino, Restaurant und Bar ist. Man muss eben flexibel sein, besonders wenn es keine andere Disko oder ähnliches hier oben gibt. So trifft sich hier Alt und Jung.
Heute (schon sehr früh) stand dann ein großes Fußballturnier an, bei dem die UNIS-Studenten sich gegen zwei Mannschaften der Minenarbeiter, und jeweils einer der örtlichen Supermarktkette (Coop), der Radiostation und einer Gruppe Einheimischer stellen mussten. Da der vorangegangene Abend nicht ohne Folgen geblieben war, ist auch unser Abschneiden recht bescheiden geblieben, da wir auch noch in Folge von zu hohem Alkoholkonsum am Vorabend einige schwerwiegende Ausfälle zu beklagen hatten…
Ein paar lustige Episoden der letzten Tagen noch zum Abschluss: Zu großem Dank bin ich einem netten Norweger verpflichtet, der uns im Liquorshop einlud alles auf seine Alkoholkarte zu kaufen als er mitbekam, dass unsere noch nicht ausgestellt wurde. Er sei schon Familienvater und würde nicht mehr trinken…Ein paar Tage später die nächste amüsante Begebenheit im selben shop: Ich hatte gehört, dass man eventuell auf sein Flugticket Bier kaufen kann, das Flugticket quasi der Beweis ist, dass man hier ist und somit auch eine bestimmte Menge Alkohol kaufen kann…müsste man mal zuhause Versuchen: Einfach in den Edeka gehen und zu einem Kasten Bier an der Kasse ein Flugticket vorlegen. So wurde dann auch vorschriftsmäßig auf meiner Boardingkarte vermerkt und mit offiziellem Coop-Stempel bescheinigt, dass ich, Stephan Vogel, auf diese Karte an dem und dem Datum 12 Dosen Bier gekauft habe und mir weiter 12 noch zur Verfügung stehen!
Erschreckendes zeigt sich in der Wurst- und Fischabteilung des Marktes. Norweger haben offensichtlich das Bedürfnis alles auch in zahnpastaähnlichen Tuben, die bei uns im Lebensmittelbereich lediglich für Senf oder ähnliches gebraucht werden, zu kaufen. So ist es kein Problem Käse, Wurst, Garnelen und auch Makrelen aus der Tube zu bekommen, die je nach Inhalt dann eine möglichst künstlich anmutende Farbe haben.
Auch ein lustiger Bereich in diesem Laden ist das Vitamin-Regal: Man kann quasi alle Vitamine separat oder in diversen Mixturen sowohl in Tablettenform als auch flüssig kaufen. Hinzu kommt neben den verschiedenen Geschmacksrichtungen auch noch eine geraume Menge an (Leber-)Tranprodukten, die besonders bei Norwegern sehr hoch im Kurs stehen. Nach langem hin und her entschied ich mich dann für Vitamin C-Tabletten, die, wie sich herausstellte, einen Kirschgeschmack haben. Da ich leider immer noch nicht der norwegischen Sprach mächtig bin, ist es ein lustiges Ratespiel, was jetzt wirklich wogen hilft oder was bewirken soll, aber weitere Experimente werden folgen…
Eine gute Möglichkeit den alltäglichen Heimweg von der Uni zu verkürzen ist der Versuch per Anhalter zu trampen. Man muss immerhin 40 min bergauf laufen und darf nicht vergessen, dass der Rucksack neben all den Unisachen auch noch Reserveklamotten für plötzliche Wetterumschläge bereithält. Kommt einem fast surreal vor, in Deutschland packt man einfach seine sieben Sachen zusammen und macht sich mit dem morgendlichen Butterbrot in der Hand auf den Weg. Hier führt morgens mein erster Weg an den Laptop um einen aktuellen Wetterbericht zu bekommen…wie kalt ist es und wie stark ist der Sturm – was muss ich also anziehen. Um aber zum trampen zurückzukommen: So haben wir in den letzten Tagen die verschiedensten Leute getroffen und es hatte den Anschein, dass jene es richtig genießen mal fünf Minuten mit anderen Leuten zu sprechen. Wir wurden schon von einem Einheimischen, einem Minenarbeiter, einer überdurchschnittlichen hübschen Norwegerin in einem schwarzen Jeep und zu guter Letzt vom Manager der örtlichen Mine mitgenommen, der uns direkt auf einen Besuch in seine Kohlengrube einlud…
So, das wars erstmal von dieser Woche; Montag beginnt die eigentliche Uni und ich bin gespannt wie ein Flitzebogen was mich dort erwarten wird.
Was die versprochen Fotos betrifft, habe ich noch geringe technische Probleme, da bedingt durch den ständigen Schneefall und Dunkelheit fast alle Bilder mit Blitz nur en paar Schneeflocken vor der Linse zeigen und die ohne Blitz durch das noch fehlende Stativ recht verwackelt sind. Naja, es ist ja noch eine Weile dunkel und es wird sich eine Lösung finden lassen…
Ich verbleibe mit einem freundlichen takk hei (soll wohl Danke und Tschüss heißen)

The prince of darkness

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja immer schön weiter so Franjo :)

Dann sag ich doch auch mal:

takk hei :)

Anonym hat gesagt…

A bit scary...hihihihi

Spread your wings, Bird!!!

takk hei