Montag, 8. März 2010

Arctic Babysitting und eine komische Woche

Letztes Wochenende, also das Wochenende vor dem jetzigen - quasi das vorletzte Wochenende…so jetzt geht’s los: An jenem besagtem Wochenende hatte sich hoher Besuch in Form eines professionellen französischen Fotografen angekündigt. Da der gute Mensch keine Lust auf halbtägige Sicherheitsausbildung inklusive Schießtraining hatte, suchte er jemanden, der zumindest weiß, wo vorne und hinten beim Gewehr ist, womit ich ins Spiel komme.

Statt den angekündigten 2,3 h Aufpasser sein, wurden nach kurzem hin und her geemaile ein ganzes Wochenende, was mir natürlich nicht nur wegen der Bezahlung voll entgegen kam. Es ist zwar für mich schwer vorstellbar, aber es ist immer wieder lustig andere Leute hier oben zu erleben, die eben gar keinen Bezug zu Spitzbergen haben. So kam der nette Mann schließlich mit feiner Jeans, glatten Lederschühchen und dünnem Sommerjäcken an. Braucht man soviel Outdoorerfahrung um einschätzen zu können, dass -15°C kälter als das heimatliche +10°C ist?! Weil er dann doch vielleicht eine Art Vorahnung hatte, hat er sich wirklich noch eine Gesichtsmaske gekauft, immerhin. Auf meine Frage hin was er denn noch an anderen richtigen Klamotten dabei hätte, sagte er vollkommen überzeugt, dass wir ja nur ein paar Stunden draußen bleiben würden heute… Erster Stop am Scooterausleih und Thermooverall, Scooterboots und Maske für die Tage gemietet.

Nach einigem hin und her haben wir dann doch feststellen müssen, dass eigentlich für seine kurze Zeit und die speziellen Ansprüche was das Licht betrifft nur Locations in und um Longyearbyen herum in Frage kommen, da wir diese bei Bedarf halt auch ein zweites und drittes Mal bei anderem Licht besuchen können. Im Großen und Ganzen hab ich die Tage einiges gelernt und allein die Erfahrung einem professionellen Fotografen über die Schulter gucken zu können waren ne feine Sache. Zudem konnte ich weil er mit ein paar wichtigen Leuten geschnakkt hat auch ma hoch zu SvalSat! Lustige Kleinigkeit, zur Prüfung ob irgendein Objekt ein interessantes Foto abgeben könnte, hat er immer mit der rechten Hand zwischen Daumen und Zeigerfinger eine Art Viereck geformt und da durch geschaut – und das unter Umständen sogar wenn er auch am Autofahren war!

Die letzte Woche war dann irgendwie von Pleiten, Pech und Pannen geprägt. Fast jeden Tag waren wir auf Skitour und fast jeden Tag ist (mir) irgendwas passiert: An der Südseite vom Hjortfjellet flog mir wirklich im feinen Hang einfach mein Ski aus der Bindung. Ok, zugegebener Maßen war ich da selbst dran schuld, weil ich schon die Tage zuvor gemerkt hatte, dass der Skischuh zuviel Spiel hat, aber ney natürlich verzockt und dann passiert so was natürlich schon mal. Wäre ja weiterhin nicht so tragisch gewesen, wenn sich beim Sturz nicht auch noch der zweite Ski davon gemacht hätte, die Stöcke sowieso irgendwo gelandet wären und ich so ziemlich allein gelassen im steilen und harten Hang einfach nicht bremsen konnte. Zu guter letzt hat sich dann auch noch mein ABS Rucksack aufgeblasen, was nach der verkackten Spur natürlich noch die Krönung war. Ein bisschen unbefriedigend war zudem, dass die beiden Airbags sich zudem nur etwa zur Hälfte aufgeblasen haben…mal sehen was da rauskommt, eine neue Testpatrone ist auf dem Weg hier hoch, die dann hoffentlich unser Vertrauen wieder bestätigt.

Bei wirklich stabilen Schneebedingungen war neben Hjortfjellet natürlich auch noch die ein oder andere Spur ein muss, welche man vom Ort aus sehen kann. Am viel zu frühen Morgen konnten wir recht hübsch im Couloir überm Friedhof ein paar Spuren hinterlassen, noch ohne weitern Zwischenfall, was mir eigentlich hätte zu denken geben sollen. Am Abend war bereits beim Aufstieg zum Sukkertoppen über der örtlichen Einkaufspassage das Pech auf unsere Seite zurückgekehrt, was sich deutlich an einigen derben Abfratzern auf dem eisglatten Hang zeigte. Irgendwann muss ich mir wirklich mal Steigeisen kaufen… Bei der Abfahrt Richtung Ort habe ich dann wohl alles Pech von uns dreien gepachtet gehabt und fädelte mit einem Ski in ein kleines herumliegendes Knäuel alten Stahlseils ein – wieder recht spektakulärer Sturz, Line verkackt, Tag gelaufen.

Der Freitag bildete dann einen passenden Abschluss einer ereignisreichen Woche: Vormittags holte ich mir bei Fieldwork mitm Scooter auf dem Longyearbreen einen netten Frostbite auf dem Nasenhöcker - was irgendwie eher nach Nase zu tief in die Kakaotassen gesteckt aussieht – und abends waren dann nochmal lecker drei Fingerkuppen an beiden Händen dran… Nichts schlimmes Mama, nichts ist schwarz und es wird mir auch nichts abfallen, aber irgendwie passte es zur Woche. Ein bisschen zufrieden und doch erstaunt durfte ich heute (Montag) feststellen, dass das Pech wohl noch mit Kater vom Wochenende kämpft und noch nicht wieder auf den Beinen ist. Wie wärs mal mit Glück…eine wunderschöne Woche steht bevor!


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